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Bierdegustation: Rauchbiere oder wenn Bier nach Schinken schmeckt

Feuerwehrleute sagen: Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Bierhistoriker sagen: Wo Rauch ist, ist auch Biertradition.

Denn früher waren wohl alle Biere Rauchbiere. Hier der dazugehörige Abschnitt auf Wikipedia:

Tatsächlich waren früher viele Biere Rauchbiere. Der Grund liegt in der Malzherstellung: Das Malz muss für die Bierherstellung getrocknet werden. Neben der Sonnentrocknung, die klimatisch nicht in allen Regionen möglich war, kam dabei ein offenes Holzfeuer zur Unterstützung der Darre zum Einsatz. Hitze und Rauch durchströmten das auf der Darre liegende Grünmalz, entzogen ihm so die Feuchtigkeit und machten es gleichzeitig haltbar. Während der Industrialisierung wurden neue Techniken entwickelt, die den Einsatz spezieller Heizungen auf der Basis fossiler Brennstoffe wie Kohle und Öl erlaubten. Da diese Verfahren kostengünstiger und einfacher in der Handhabung waren, verdrängten sie nach und nach die alten Rauchdarren.

Ein Rauchbier zu trinken ist also eine kleine Reise in die Biergeschichte. Ganz ohne Tardis sind wir auf diese Reise gegangen und haben verschiedene Rauchbiere degustiert. Hier unsere Degustationsnotizen:

8 Wired The Big Smoke Smoked Porter

Rauch im Aroma, aber noch kein flüssiger Schinken. Entwickelt leichte Anleihen an Honigschinken. Haut einem zuerst kräftig auf den Gaumen, hat aber einen eher schlanker Körper mit einigem Röstmalz und etwas adstringierender Säure. Im Aroma schwingen Blumen mit, die dann von der Röstbittere überdeckt werden, die lange anhält und zum Schluss in eine Süsse über geht.
Bewertung 3.25 zu 3.5

Brauerei Heller Bamberg Aecht Schlenkerla Rauchbier Märzen

So schmeckt wohl flüssiger Rauchschinken. Dazu viel Holzkohle, kalte Asche, süsse Malzigkeit, was sich alles zu einem Honigschinken oder der Kruste eines Pfefferschinken addiert. Eine schöne dunkelbraune bis bernsteine, klare Farbe. Etwas fruchtig im Gaumen, mit Anzeichen von dunklen Früchten. Bitter im Abgang, trotz recht leichtem Körper, mit mittellangem Abgang. Die Weiche Kohlensäure gibt dem Bier die Tendenz zur Öligkeit. Mit jeder Flasche wird der Schock etwas kleiner.
Bewertung: 3.5

De Molen Rook & Vuur

Im Aroma eine Kombination von Schinken, Schokolade und Ovomaltine. Ein Hauch von Cognac und gerösteten Haselnüssen und schmeckt so wie geräucherte Nutella. Etwas Molasse im Gaumen, sehr wenig Chili, das ein leichtes Kräuseln auf der Zungenspitze hervorruft.
Bewertung: 3.5

Haand Bryggeriet Norwegian Wood

Eine bereits ältere Flasche von 2010. Im Aroma Beeren, saurer, holziger Rauch, mit definitiven und prägnanten Harz-Komponenten. Ebenen von Sherry, Cognac schieben sich zwischen die schöne Kohlensäure. Wärmt mit samtigem Mundgefühl und zeigt seine Schinken-Allüren eher dezent. Dafür im Gaumen mehr Eichenholz, ausgewogenen Vollmundigkeit und weiterhin wärmender Alkohol der aber als einziger anhält.
Bewertung: 3.75

Storm & Anchor Black Beard Dark & Smoked Imperial IPA

Ganz prägnantes Fleischaroma, hier aber mehr Speck als Schinken. Ebenso ausgeprägter Hopfen im Aroma und etwas Ovomaltine und leider auch etwas Ammoniak. Entwickelt die Tendenz zur Süsse und Molasse, gleichzeitig auch Baumnüsse. Irgendwie schrammt das Bier an einer Vielzahl von Bierstilen vorbei, was die Einordnung schwierig macht. Aber das Bier deswegen nicht weniger gut ist.
Bewertung: 3.5

Westbrook Lichtenhainer

Die gute Kohlensäure trägt ein salzig, saures Aroma. Der gepökelte Schinken kommt gegen Ende und bleibt dezent. Im Gaumen überwältigt die Kohlensäure, lenkt vom dezenten Schinken, der auch von der Zitrussäure dominiert wird. Erfrischend und Champagner-ähnlich, mit schlankem, milchsäureartigen Körper. Die Flasche wurde 2012 abgefüllt, weswegen wohl ein paar volatile Charaktereigenschaften verschwunden sind.
Bewertung: 3.25

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