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Bierlabels: 1. Das Bier (fast) ohne Label

Wenn ein Bierlabel zum Kauf anregen soll, wie verkauft man dann ein Bier ganz ohne Label? Stimmt, auffallen würde es sicher, zwischen allen bunten Ausführungen. Alles nur ein Marketingtrick? Nicht, wenn es wie in diesem Falle eine ganz logische Erklärung gibt.

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Aber erst mal der Reihe nach. Die Rede ist von Westvleteren, konkret von Westvleteren XII. Es ist ein Quadrupel und eines von 3 in Flaschen abgefüllte Biere des Klosters Sankt Sixtus in Belgien, wiederum eine von 5 Trapistenbrauereien in Belgien (von total 10 Trapistenbrauereien Weltweit). Wie alle Biere von Westvleteren hat es kein Label, einzig der Kronkorken identifiziert das Bier.

Wer den göttlichen Nektar trinken will, muss ins Kloster. Keine Angst, nicht für immer, aber dafür zu einem vordefinierten Zeitpunkt und mit Vorreservation. Natürlich erhält man das göttliche Getränk nur in beschränkten Mengen, nämlich in Harassen zu 24 Flaschen. Mehr gibt es nicht, denn jährlich werden nur 4750 hl gebraut.

Vielleicht war es diese Vorgehensweise, vielleicht wirklich der teuflisch gute Geschmack. Auf jeden Fall erreichte Westfleteren XII wie auch schon davor im Jahr 2005 auf Ratebeer.com himmlische Sphären und wurde zum besten Bier der Welt gewählt (und ist es nach Punkten immer noch). Dies wurde damals von einigen News-Seiten aufgenommen, es entstand ein Hype um das kaum erhältliche Bier. Denn wer will schon nicht das beste Bier der Welt probieren?

Das haben sich wohl auch die Mönche gedacht, als sie im Jahr 2011 ihre Tradition gebrochen haben, und das Bier zum ersten Mal im belgischen Supermarkt Colruyt angeboten haben. Tatsächlich aber geschah das aus Geldnot, um die zu teure Renovation ihres Klosters abschliessen zu können. Und noch eine Tradition wurde gebrochen. Für den Verkauf im Supermarkt, im Sechserpack mit passendem Glas, wurde Westvleteren XII auf die Falsche gedruckt.

Die Flasche ohne Etikette ist also kein Marketingtrick. Daran haben die Mönche anno Domini doch nicht schon gedacht, sondern es war schlicht ein rationeller Entscheid: Ein Bier das nur im Kloster verkauft wird braucht keine Etikette. Eines im Supermarkt jedoch schon, was wohl auch an den weltlichen Gesetzen liegt. So oder so, irgendwie scheinen die Mönche etwas richtig gemacht zu haben. Trotzdem: Vielleicht ist es der Hype, der auf Ratebeer noch nachwirkt. Auf jeden Fall ist es auf Beergraphs.com „nur“ auf Platz 8 und auf Beeradvocate.com schafft es das Quadrupel gerade noch in die Top 20.

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