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Interview mit Stuart Ross von Magic Rock Brewing

Es war vor zwei Jahren am CBC, als wir nach dem Probieren vom Bearded Lady ausgebaut im Pedro Jimenez Fass, am Magic Rock Stand meinten „Junge, wir müssen mit dir sprechen!“ Endlich haben wir es nun geschafft und dürfen Stuart Ross, den bärtigen Gentleman von Magic Rock präsentieren.

Lass uns mit der traditionellen Eröffnungsfrage starten: Welches deiner Biere hättest du Michael Jackson, dem Beerhunter, serviert?

Ich hätte es sehr gerne gesehen, wie er unsere IPA probiert.

Ein Spezifisches?

Alle Versionen von Cannonball. Hauptsächlich weil ich sehr stolz auf unsere IPA bin und ich denke, dass die sehr schön aus unseren anderen Bieren herausragen.

Euer Standardsortiment ist sehr ausgeglichen, mit Stilen von Gose über Pale Ale bis zu Stout. Ist das einer externen Nachfrage geschuldet (die Leute wollen eine solche Auswahl) oder ist es eher intern (ich möchte möglichst viel verschiedenes brauen, sonst dreh ich durch)?

Unser Angebot ist durch Biere entstanden, die wir gerne trinken: Pale Ales, IPAs, Stouts unter 6% und auch Imperial Stouts die in Bourbonfässern ausgebaut wurden sowie Amber Ales. Nachträglich kamen dann noch andere interessante Sachen wie Gose, Berliner Weisse, Wit oder Black IPA dazu.
Wir mögen es neue Stile und Techniken auszuprobieren. Das bewahrt das Interesse an der Brauerei, für uns und natürlich auch die Kunden. Neue Biere brauen wir aber vergleichsweise wenig, vielleicht ein bis zwei saisonale pro Monat. Und meistens sind das dann auch alte Lieblinge, welche die Kunden wieder wünschen.

Welchen Stil geht ihr als nächstes an?

Sauerbiere mit Früchten, damit beschäftigen wir uns momentan.

Sauer wie Berliner Weisse oder wilde Vergärung?

Wir nehmen Berliner Weisse (vergorene Maische) als Grundbier.

In welchem Stil fühlt ihr euch den besonders zuhause?

Ich finde alle unsere hopfigen Biere stechen heraus, weil sie besonders sauber, ausgewogen und gut trinkbar sind. Und die IPAs ganz besonders.

Was wäre dein Ratschlag an einen Heimbrauer – oder eigentlich jeden Brauer – was es bei einem IPA besonders zu beachten gilt?

Saubere Vergärung ist der Schlüssel. Wir wollen dem Hopfen die ganze Bühne geben. Sei vorsichtig bei der Hopfenwahl; lasse die Finger von erdigen, holzigen Sorten und kaufe frischen Hopfen von guter Qualität. Achte darauf, dass er immer vakuumverpackt ist.

Braucht ihr vor allem US Hopfen oder auch Britischen?

Hauptsächlich schon amerikanischen Hopfen. Aber auch andere Sorten aus aller Welt, je nach Bier.

Gibt es einen Hopfen, wo du froh bist, dass noch kein grosser Hype darum entstanden ist, da so der Preis tief bleibt?

Der Preis darf kein Kriterium sein.

Wie viele Leute arbeiten bei Magic Rock?

17 in der Brauerei und acht in der Bar.

Eure Brauerei befindet sich näher bei Burton upon Trent, der spirituellen Heimat des IPA, als London. Hast du darüber schon nachgedacht und hat das einen Einfluss?

Nein, darüber habe ich noch nie nachgedacht. Es gab hier in der Gegend schon einige Brauereien, die hopfige und helle Caskales hergestellt haben. Wir werden aber eher von der US-Westküste beeinflusst.

In welcher Weise behandelt ihr euer Wasser?

Das Wasser hier ist sehr weich – nicht wie, zum Beispiel, in Burton. Daher ist es für uns wie eine weisse Leinwand. Wir fügen verschiedene Salze zu, je nachdem welchen Stil wir brauen oder wie wir das Mundgefühl und die Aromatik im fertigen Bier haben möchten.

Die erwähnst die USA als Inspiration. In den USA hat der Taproom für eine Brauerei ein grosse Bedeutung – wie auch Ryan von Funky Buddha im Interview erwähnt. Welche Rolle spielt er für eure Brauerei?

Der Taproom ist für uns die grossartige Gelegenheit, unsere Biere im besten und frischesten Zustand auszuschenken. Er bietet den Kunden auch die Möglichkeit unsere Biere in Büchsen zu kaufen und Growlers abzufüllen um das Bier nach Hause zu nehmen. Er liegt zudem recht Nahe des Bahnhofes, so dass die Leute von Leeds und Manchester relativ einfach zu uns gelangen können.

Euch scheinen Kollaborationen grossen Spass zu machen. Wie geht ihr sowas an oder gibt es einen typischen Prozess?

Normalerweise arrangieren wir das wenn wir andere Brauer treffen, an einem Festival oder sonst einem Anlass. Diskutiert wird dann per Email über Stil und Rezept. Am Brautag werden dann die anderen Brauer besucht und wir helfen mit.

Wir sind grosse „Bearded Lady“ Fans. Es gibt viele Variationen davon, gibt es auch eine Standard-Version?

Es ist ein Imperial Stout. Die ungelagerte Version haben wir seit zwei Jahren nicht mehr veröffentlicht, planen das aber nächstens wieder mal zu tun.
Momentan gibt es bereits eine Bourbon-, eine Grand Marnier- (auch als Bearded Lady Chocolate Orange bekannt) und eine Pedro Ximenez Version.

Wie oft braut ihr diese Versionen?

Die Frequenz hat während den letzten Jahren oft geändert. Wir versuchen aber immer eine der Versionen im Angebot zu haben.

Wie kam es zum Namen? Albträume? Geheime Wünsche oder Spitzname?

Magic Rock kommt von einem Familienunternehmen, welches vor der Brauerei im Lokal war. Die Familie verkauft Steine, Kristalle und Mineralien, unter anderem auch „Magische Steine“ (Magic Rocks).
Die Biernamen haben meist einen Bezug zu Zirkus, Gruselkabinett, Zaubershows. Ein Motiv das von unserem Gründer Richard Burhouse entworfen wurde. Sein Freund zeichnet unsere Etiketten.

Hast du jemals mit heissen Steinen gebraut? Die alte Technik um so die Maische aufzuwärmen?

Nein. Und das wäre für uns auch gar nicht so einfach umzusetzen.

Eure Biere gibt es nun auch in Schweizer Gestellen und Bars. Eine neue Lieferung wurde eben im Biercafé Au Trappiste gesichtet. Ist das der Vergrösserung eurer Brauerei zu verdanken?

Ja, wir konnten die Kapazität verdoppeln als wir im Juli 2015 umgezogen sind.

Was hat sich für euch Brauer geändert?

Ich habe einiges mehr an Papierkram zu erledigen und Mitarbeiter zu betreuen.

Eindeutig der Traum von jedem Brauer. Was an der Routine bereitet am meisten Freude?

Ich mag es die Büchsenabfüllanlage zu betreuen. Ich habe rausgefunden, dass ich eine magische Verbindung zur Anlage habe und mache es mir zur Herausforderung, dass wir zusammen möglichst wenig Verlust beim Abfüllen produzieren.

Wie hat sich dein Leben geändert nachdem ihr den Best Beer Award gewonnen habt?

World Beer Cup? Salty Kiss hat da Gold in der Kategorie erhalten. Es war schon schön diese Rückmeldung auf diesem Niveau zu erhalten. Es hat wohl ein wenig dabei geholfen den Umsatz zu erhöhen und auch, dass Salty Kiss nun zu unserem Standardsortiment gehört.

Dumme Autokorrektur! Ich meinte natürlich „Best Beard Award“! Wie hat das dein Leben verändert?

Ah ja, ich war Bart des Frühling 2015. Das war toll, ein unbeschwerter Spass. Allzu ernst war das nicht gemeint. Es gab ein paar Kommentare von Gästen nachdem der Artikel in der lokalen Zeitung erschien.

Versuchst du regelmässig Feedback für eure Biere zu erhalten – beispielsweise indem ihr sie an Wettbewerbe einreicht?

Wir geben unser Bier eigentlich nicht an Wettbewerbe.
Wir schauen uns aber die Kommentare und Bewertungen auf den sozialen Medien und den entsprechenden Seiten an. Es gibt auch Leute, die uns ihre Meinung zusenden. Spannend ist es auch immer Diskussionen in Pubs oder Bars zu belauschen.

Es gibt diese lustigen Videos von Brauer, die böse Untappd Kommentare vorlesen. Was war dein bisher liebstes Feedback?

Ja, die Videos hab ich auch gesehen. Ich lese aber nur wenige der Kommentare.
Manchmal schau ich die Bewertungen auf ratebeer an und die bringen mich zum lachen, da Leute offensichtlich das falsche Bier bewertet haben. Das weiss ich weil wir das entsprechende Bier entweder schon ewig nicht mehr gebraut haben oder nicht an das jeweilige Festival geschickt haben.

Was können wir von euch am diesjährigen CBC erwarten?

Wir bringen alte Favoriten, einige neue Biere und ein Saures mit Früchten.

Ganz offensichtlich nicht die detaillierte Antwort, die ich mir erhofft hatte. Gibt es da ein Schweigegelübde?

Generell mögen wir Überraschungen. Ich glaube ich kann aber verraten, dass es eine neue Version von Bearded Lady geben wird und ein ganz frisches Unhuman Cannonball. Zusätzlich werden wir ein Caskbier anbieten. [Die Liste wurde unterdessen veröffentlicht – siehe hier]

Gibt es ein Bier für das du Schlange stehen würdest?

Ich warte nie in einer Schlange. Ausser fürs Essen [lacht].

Wie geht ihr ein solches Festival an? Ist es herausfordernd immer etwas Neues, Spezielles bieten zu müssen?

Wir mögen es, immer einen Mix aus unseren regulären Bieren und einigen neuen interessanten Bieren zu servieren. Neue und ungewöhnliche Biere sind selten die Besten Biere die eine Brauerei herstellt. Die Besten sind eigentlich immer die Biere, welche schon oft und mit viel Erfahrung gebraut wurden. Darum mag ich es an Festivals immer neben den speziellen auch unsere Standardbiere zu zeigen.

Stimmt. Und es scheint unglücklich, dass eher die speziellen Biere gejagt werden und die anderen daher als zu normal abgestempelt werden. Irritierend oder halt einfach wie es im Leben läuft?

Ich glaube es ist halt einfach wie’s im Leben läuft. Leute am CBC scheinen nur an einem kleinen Teil unserer Produktion interessiert zu sein.

Wie viel Glück ist bei diesen einmaligen Brauversuchen eigentlich dabei? Oder macht ihr Testversuche?

Wir haben momentan kein Testsystem. Wir sind vorsichtig mit unseren Rezepten und beim ersten Versuch sind wir meistens recht angespannt, aber kommen eigentlich immer recht nah an unsere Vorstellung.

Ich weiss gar nicht, ob Blending von IPAs eine gute Idee wäre, da die ja nicht unbedingt gealtert werden wollen. Habt ihr schon Blends gemacht? Inwiefern kann Blending für einen Bierstil interessant sein? Ja, die Frage kam mir im Zusammenhang mit der Möglichkeit damit Sude zu retten in den Sinn.

Wir haben das noch nie für IPAs angewendet. Fassgereifte Biere haben wir aber schon verschnitten. Sehr oft verschneiden wir Bearded Lady Sude um den richtigen Charakter zu erhalten. Mit sauren Bieren machen wir das auch.
Und nein, wir hatten noch nie die Notwendigkeit ein Bier zu retten indem wir es mit einem anderen gemischt hätten.

In einem Interview von 2011 sagtest du, dass es etwa 20 Minuten braucht um ein Rezept zu entwickeln. In das noch immer der Fall?

Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber ja, für ein Bier das aus Malz, Hopfen, Wasser und Hefe besteht kann das ganz schnell gehen. Insbesondere wenn du ein gutes Tool wie eine Exceltabelle hast, das dir das Rechnen abnimmt. Manchmal hast du einen Gedankenblitz und du weisst ganz genau, wie du etwas machen musst und es funktioniert.

Und unsere traditionelle letzte Frage: Welche fünf Biere würdest du empfehlen zu trinken bevor man stirbt?

Orval: Probiere verschiedene Jahrgänge. Es kann 2 Monate alt umwerfend sein, und bezüglich anderen Eigenschaften ebenso umwerfend wenn es 2 Jahre gealtert ist.
Ich bin ein riesen Fan von US Westküsten IPA wie Mongo von Port Brewing und Pliny the Elder von Russian River.
Bell’s Two Hearted ist ebenso ein tolles IPA.
Oude Quetsche von Tilquin ist auch grossartig.

Und jetzt noch unsere letzte, letzte Frage: Wird Leicester die Meisterschaft gewinnen? Oder bist du eher der Great British Bake Off Typ?

Ich hasse Fussball und Koch-Wettbewerbe am TV.

Das Interview fand im April 2016 per E-Mail statt.

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