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Person: Interview mit Fred Karm, Hoppin› Frog Brewery

Wer einmal von einem B.O.R.I.S. gecrushed wurde, vergisst das Bier nie mehr. Überhaupt vergisst wohl niemand mehr Hoppin› Frog, war das doch eine der ersten amerikanischen Brauereien, welche wir hier kaufen konnte. Wir trafen Fred in Kopenhagen und konnten mit ihm ein ausführliches Interview führen – oder ein imperialisiertes, was zu Fred passt, wie ihr hier lesen könnt.

Welches deiner Biere hättest du dem Beerhunter Michael Jackson serviert?

B.O.R.I.S. The Crusher. B.O.R.I.S. steht für Bodacious Oatmeal Russian Imperial Stout. Das ist unser bekanntestes Bier. Es hat uns den Vertriebsweg nach Europa geöffnet und scheint international akzeptiert, wenn nicht sogar geliebt zu werden. Daher würde ich ihm zuerst ein Imperial Stout anbieten, auch wenn ich gerne gesehen hätte was er zu unseren anderen Bieren meint und ein Imperial Stout ja eher das Letzte in einer Versuchsreihe ist.
Wie auch immer, es könnte sein, dass Michael auch gerne ein zweites Bier nach B.O.R.I.S. nehmen würde. Ich kann mich daran erinnern, wie er ans Great American Beer Festival ging, an jedem Stand ein Bier probierte. Als Michael zum Stand meines Freundes aus Akron kam, das war ungefähr 1994 oder 1995, hat er dort ein zweites der Biere probiert. Mein Freund war total begeistert: „Oh mein Gott, Michael trinkt ein zweites meiner Biere!“. Schlussendlich hat Michael alle vier Biere probiert und mein Freund war total neben sich. In dem Jahr hat er am GABF drei Medaillen gewonnen.

Du erwähnst eine Geschichte aus dem Jahr 94 oder 95. Wann hast du mit Brauen begonnen?

Mit Brauen startete ich 1996. Hoppin’ Frog habe ich 2006 gegründet.

Deine Biere sind nun schon seit geraumer Zeit in Europa erhältlich. Wie ist es dazu gekommen?

2006 habe ich einen Artikel im „New Brewer“ über die dänische Bierszene gelesen. Ich war sehr neugierig wie das hier so zu und her geht. Ein paar Jahre später haben wir damit begonnen Biere hierher zu verkaufen. Ich bin sehr stolz darauf seit 2008 Biere zu exportieren. Ich erzähle allen, dass es keine andere Brauerei in Ohio gibt, die Biere ins Ausland verkauft.
Der Export von Bieren hat einige Herausforderungen. Deine Biere müssen sehr stabil sein. Aber es lohnt sich sehr. Ich wollte schon immer nach Übersee reisen und meine Biere mit Leuten trinken, die sie wertschätzen. Und heutzutage mache ich das die ganze Zeit.

Das ist also was du machst; irgendwo hinreisen und schlussendlich trinkst du deine eigenen Biere?

Manchmal [lacht]. Natürlich will ich auch andere Biere probieren, aber ganz ehrlich; meine zuerst damit ich sicherstellen kann, dass diese die Reise gut überstanden haben. Es ist nicht so, dass ich jeden Monat irgendwohin reise, eher 1-2 mal pro Jahr. Wenn ich dann also unterwegs bin, möchte ich sicher sein, dass mein Bier gut gereist ist.
Wir machen geschmacksstarke Biere und die meisten haben einen hohen Alkoholgehalt, was hilft, dass die Biere stabil bleiben. Wir haben aber auch gute Prozesse in der Brauerei um die Sauerstoffaufnahme zu reduzieren, auch beim Abläutern. Wir probieren also den Kontakt mit Sauerstoff zu reduzieren oder ganz zu eliminieren, vor allem auch nach der Gärung. Das ist vor allem für hopfige Biere sehr wichtig, denn die Hopfenaromen sind die ersten, die durch Oxidation absorbiert werden. Wir achten da sehr darauf und sind da sehr pedantisch.

Wie verhindert ihr die ungewollte Sauerstoffaufnahme?

Mit allem erdenklichen und in unserer Macht stehendem. Von einer sehr starken Vakuumpumpe und einer doppelten Preevakuation [wird beim Flaschenabfüllen angewendet – red.]. Ich bin ursprünglich Elektroingenieur, probiere also alle Prozess-Schritte zu meinem Vorteil zu gestalten. Wenn ich also doppelte Preevakuation sage, dann meine ich, dass wir immer das Maximum anstreben. Anstatt etwas CO2, brauchen wir eine Menge CO2. Statt Vakuum, produzieren wir ein Höllenvakuum. Wir streben das Maximum an, damit unsere Biere so gut wie nur möglich herauskommen. Ich bin begeistert wie gut sie jeweils reisen und denke daher, dass wir das Beste rausholen.

Eines deiner Biere das uns sehr angenehm überrascht hat war das Vanilla IPA. In Theorie tönt das scheusslich.

Ja, als ich das erste Mal davon gehört habe war meine Reaktion „Eklig! Aber das müssen wir probieren!“. Jeden Dienstag veranstalten wir einen Anlass, den wir „Tower Tuesday“ nennen. Wir haben diese langen durchsichtigen Türme, die wir mit frisch gezapftem Bier füllen und dann mit unterschiedlichsten Dingen wie Kaffee, Vanilleschoten, Chilis oder sogar Müesli aufgiessen – einfach was uns gerade in den Sinn kommt. Dazu nehmen wir auch Kundenanregungen entgegen. Jemand hat dann Vanilleschoten und IPA vorgeschlagen.
Trotzdem, dass es schrecklich tönt, mussten wir das ausprobieren, weil wir davon etwas lernen könnten. Wir haben uns mit offenen Münder angeschaut: „Oh mein Gott, das schmeckt richtig gut – schmeiss mehr Vanille rein“ – „Was passiert bei einem Double IPA?“ [lacht].
Wir haben diese Experimente bei den Tower Tuesdays während über einem Jahr fortgesetzt, bis wir realisiert haben, dass wir das auf den Markt bringen müssen, weil die Leute da draussen das auch probieren müssen. Es war einfach fantastisch gut und wenn wir‘s nicht umsetzen wird uns jemand anderes zuvorkommen. Ich konnte mir vorstellen, dass es innert einem oder zwei Jahren ein bis zwei Dutzend Vanilla IPAs geben wird und alles basierend auf unserem Killa Vanilla.
Auf dieses Bier bin ich sehr stolz, auch wenn es Animositäten verursachen könnte, weil wir irgendwelche Puristen verärgern. Die Leute in unserem Tastingroom lieben es und können nicht genug davon kriegen. Als ich es gestern Abend bei unserem Taptakeover im Fermentoren dabei hatte war es als erstes ausverkauft.

Führt ihr es nun in eurem Standardsortiment?

Wir haben vorerst einmal entschieden es auf den Markt zu bringen, weil ich der erste sein wollte. Wir haben aber nicht geplant es regelmässig zu brauen, aber so oft wir können. Ich haben meinen Brauer gesagt, dass wir es ungefähr alle sechs bis acht Wochen brauen sollten.

Versucht ihr ein bestimmtes Verhältnis zwischen Standard- und Spezialbieren zu erreichen?

Wir wussten, dass wir eine Liste von Bieren brauchen die wir immer anbieten können und hatten in der Vergangenheit immer etwas zwischen sechs und neun Bieren auf dieser Liste. Dieses Jahr sind es neun, und das ist das Maximum was wir stemmen können. Letztes Jahr kauften wir zusätzliche Lagertanks, was uns den Raum schafft für kreative Biere und Collaborations. Darunter sind nun Biere wie Killa Vanilla oder Infusion A – ein Peanut Chocolate Coffee Porter. Dieses ist ebenfalls bahnbrechend und es braucht Eier um es auf den Markt zu bringen, weil die Puristen wieder böse werden könnten. Wir brauen aber nicht nur für Puristen, sondern für alle.

Du hast nun die Puristen ein zweites Mal erwähnt. Kannst du das etwas ausführen?

Ich denke es gibt eine Menge Bierpuristen in den USA, aber nicht nur dort. Die denken beispielsweise, dass Früchte nicht ins Bier gehören.
Als ich 1994 mit Brauen begann, zählte ich mich auch zu den Puristen. Zu der Zeit als ich ins Profi Lager wechselte habe ich das aber irgendwie abgestreift. Ich merkte, dass ich Fruchtbier schätzen lernte, als ich sie selber braute. Ein Glas, dann gehe ich aber weiter zum nächsten Bier. Dessen ungeachtet, ich finde man sollte es wertschätzen.

Im Zuge des angeblichen 500 Jahre Jubiläums des Reinheitsgebotes gab es viele Diskussionen mit Leuten die finden, dass Bier mit Früchten kein Bier sei.

Oh, das ist definitiv Bier. Bier kann grossartig sein. Und manchmal kann es auch besser als Bier sein. Einer meiner Kumpels sagt immer „das ist besser als Bier!“ und meint damit, dass etwas besser als normal ist. Wie das Killa Vanilla, welches uns immer wieder weg getrunken wird. Das ist auch besser als Bier.

Du hast 1996 mit professionellem Brauen begonnen und 2006 Hoppin‘ Frog gegründet. Was ist dazwischen passiert?

Ich habe für eine lokale Brauerei in Ohio gearbeitet. Wir kamen zu einem Punkt, wo wir drei Restaurants belieferten und 2003 auch auf den Markt gingen und dann unser Bier auch unter Vertrag brauen liessen. Das war sehr schwierig. Ich musste einige Eingeständnisse machen und mochte das gar nicht. Wir mussten dann zu anderen Hefen und anderen Malze wechseln. Die bevorzugten einen Sack Caramel 80, statt wie vorher im Rezept vorgesehen vier Säcke Caramel 20. Die Begründung war: „man erzielt ja genau dieselbe Farbe“. Klar, aber der Geschmack ist ein komplett anderer. Der Typ, dem die Brauerei gehörte meinte „Lass es uns doch einfach versuchen“. Das haben wir gemacht und dann das Bier auch auf den Markt gebracht, aber das war überhaupt nicht nach meinem Sinn. Das ganze ging dann auch bald den Bach runter.
Im März 2003 hat mir ein Freund einen Internet-Artikel gesendet in dem das ganze Brausystem zum Verkauf ausgeschrieben war. Ich sprach mit meinem Boss und hab ihm gesagt er solle es doch an mich verkaufen. Er meinte: „Ich gebe es dir, wenn du mich zu einem 50%-Partner machst.“ Ich hatte kein Geld, aber nach ungefähr sieben Tagen Gewissensprüfung war meine Antwort: „Nein.“ Ich wollte keine Partnerschaft mit jemandem, der mir vorschreiben würde welche Biere ich zu brauen habe oder dass diese billiger hergestellt werden müssen. Ich wollte Bier machen, das meine Freunde lieben. Biere die sie über Jahre lagern und zu ganz speziellen Anlässen öffnen. Ich wollte nicht Ruhm und Ehre, aber Biere herstellen auf die ich stolz bin. Wie sich nun herausstellte, haben wir auch etwas Ruhm und Ehre abgekriegt, was ziemlich cool ist.

Warum „Hoppin‘ Frog“?

Nun, ich bin Fred der Frosch. Das war schon immer mein Spitzname. Und über die Jahre habe ich gelernt ziemlich gut mit Hopfen [Hop – red.] umzugehen. Wir haben mit meiner früheren Brauerei mit ziemlich intensiv gehopften Bieren drei Medaillen am Great American Beer Festival gewonnen. Dadurch wurde ich zum Hopfenexperten bei mir in der Region. Womit der Name Hoppin‘ Frog perfekt passte.

Reichst du noch immer Bier an Wettbewerben ein?

Ja.

Warum?

Weil man nicht gewinnen kann, wenn man nicht mitmacht. Ich liebe es zu gewinnen! Aber mache es auch um frisch und relevant zu bleiben und auch um meine Brauer zu begeistern. Die werden jeweils ganz aufgedreht. Es hilft uns aber auch fokussiert zu bleiben. Wenn wir wissen, dass wir ein paar Biere an einem Wettbewerb einreichen werden, arbeiten alle wirklich hart, weil es einen grossen Stolz freisetzt. Auch wenn wir nicht gewinnen.

Kriegen die teilnehmenden Brauereien Rückmeldungen zu den eingesandten Bieren?

Bei Wettbewerben wie dem GABF füllen die Richter in der ersten Runde kleine Zettel aus, welche du nach dem Wettbewerb erhältst. Manchmal ist das Feedback konsistent, manchmal aber total inkonsistent. Ich hatte zum Beispiel „zu dunkel“ und „zu hell“ für das genau gleiche Bier. Oder auch „zu bitter“ und „nicht bitter genug“. So sind die Wettbewerbe halt.
Die wirkliche Herausforderung für mich sind die Ratingseiten. Ratebeer ist da für mich eine der Wichtigsten. Die Sites scheinen die Fairsten und diejenigen mit den meisten Bewertungen zu sein. Es ist mehr als nur die Rangierung, da zehntausende – oder heutzutage wohl eher Millionen – Bewertungen zu unseren Bieren zusammen kommen.
Ratebeer sagt auch, dass wir seit der Eröffnung zu den Top 100 Brauereien gehören – also nun schon für neun Jahre. Das heisst wir gehören zu den Top 0.5% der Welt. Ich könnte nicht stolzer sein. Ich hätte mir in einer Million Jahre nicht erträumt jemals an dieser Stelle zu stehen.

Hast du jemals ein Feedback gekriegt oder gelesen, das dir geblieben ist?

Nein. Was mir aber geblieben ist, dass das Feedback sehr inkonsistent sein kann. Wettbewerbe können wie ein Würfelspiel sein. Du würfelst und kriegst mit Glück drei Juroren, die dein Bier mögen und schon könntest du gewinnen. Wenn du gewinnst kannst du dich wie verrückt darüber freuen, aber wenn du verlierst fühlst du dich nicht schlecht weil du weisst, dass es eben nur Pech im Spiel war.
Wenn du natürlich ein Bier hast, dass nicht mithalten kann, gibt es keinen Weg zu gewinnen. Aber gleichzeitig gibt es auch viele sehr tolle Biere, die nie irgendwas gewonnen haben. Wir waren in der glücklichen Lage, ein paar Mal abgeräumt zu haben.
Da heutzutage so viele Brauereien so viele Biere an Wettbewerbe einreichen, sind die Chancen zu gewinnen relativ klein. Ich sage meinen Brauern immer: Erwartet nicht zu gewinnen, aber erwartet, dass wir immer wieder Biere einreichen werden. Wir schicken immer Biere an GABF und den World Beer Cup, und schauen uns auch immer Ratebeer-Bewertungen an.
Ich schaue mir speziell die schlechten Reviews an. Meistens wurde das Bier nicht korrekt gelagert. Das ist dann auch mein häufigster Rückschluss: Viele Shops lagern das Bier nicht angemessen und als Konsequenz schmeckt dieses dann nicht mehr wie gewollt. Das sieht man an den Kommentaren wie: oxidiert, abgelaufen.

Ich hatte mal ein Hoppin‘ Frog mit dickem Hefesatz am Boden. Wenn ich darüber getweeted hätte, wer hätte darauf geantwortet?

Mein Direktor Zachary, und er hätte es mir weitergeleitet, weil ich alle Reklamationen sehen möchte. Vielleicht damals noch nicht, aber heute wissen wir mit Reklamationen umzugehen. Ich schätze es wenn uns jemand sagt, dass etwas schlecht war mit unserem Bier. Für uns ist es hilfreich und zeigt auch, dass die Leute passioniert sind und uns solche Sachen mitteilen möchten. Diese Leute sind sehr wertvoll, unbezahlbar. Wir hören selten, dass etwas wirklich falsch war, aber wenn, dann sprechen wir mit den Brauern darüber, auch über neue Methoden um Probleme zu vermeiden.
Zu viel Hefe in einer Flasche ist ein Problem das bei Brauereien unserer Grösse auftritt. Wir können uns, nicht wie die Cigar Citys der Welt, welche grossartiges Bier ohne Sediment produzieren können, keine Zentrifuge leisten. Es gibt aber Alternativen; wir arbeiten mit Fischblase und anderen Klärmittel. Diese sorgen dafür, dass sich die Hefe am Boden absetzt bevor es in Flaschen gefüllt wird. Wir haben auch gerade neue Gärtanks installiert, welche speziell für IPAs designed sind und Sediment verhindern sollen. Der gleiche Hersteller hat uns eine „Hopfenrührmaschine“ gebaut. Das ist ein grosser Kessel mit einer steuerbaren Pumpe, so dass der Fluss wirklich langsam eingestellt werden kann. Wir brauchen das Gerät um unsere Hopfen während dem Hopfenstopfen unterzurühren. Der Nebeneffekt dieses Vorgangs ist ebenfalls weniger Sediment. Mit all diesen Methoden haben wir die Sache ziemlich im Griff, auf jeden Fall einiges besser als früher. Wir halten beim Abfüllen auch immer die letzten paar Flaschen zurück und beurteilen diese nach ein paar Wochen. Wenn zu viel Sediment vorhanden ist, behalten wir diese zurück.
Und dass wir unser Bier nicht filtern möchten ist klar, denn bei einem ungefilterten Bier ist der Geschmack einfach viel intensiver.

Du sprichst von neuem Equipment. Ersetzt ihr Altes oder expandiert ihr?

Wir wachsen. Aber nicht wie einige unserer Brüder die gerade Millionen von Dollar in neue Systeme investieren. Wir wachsen eher organisch und das Geld das wir verdienen investieren wir, wenn es passt, wieder ins Geschäft. Ich möchte keinen weiteren Bankkredit aufnehmen, niemand will das. Und ich merke auch, dass die Banken zurückhaltender geworden sind, verglichen mit der Zeit als ich angefangen habe.
Aber dessen ungeachtet, möchte ich nicht sprunghaft grösser werden um dann in die gleichen Probleme zu rennen wie ich sie jetzt bei anderen sehe. Wir brauen immer noch eine relativ kleine Menge und ich bin sehr zufrieden damit wie es ist. Ich habe auch nicht zum Ziel Millionär zu werden oder die Brauerei irgendwann meinen Kindern zu übergeben, da ich keine habe. Darum möchte ich einfach möglichst viel Spass haben, statt meine Brauerei zu einem gigantischen, geschäftigen Monster aufzublasen. Ich möchte auch Zeit haben um Dinge zu tun wie ans CBC zu kommen. Das wäre mit einer Grossbrauerei nicht mehr möglich.

Wird es ein Fest zum zehnjährigen Bestehen der Brauerei geben?

Ja! Wir werden einen Barleywine herausgeben, welcher nach einem IPA-Muster gemacht wurde. Nach dem Lagern in Bourbonfässern für ein halbes Jahr werden wir ihn nun wie ein IPA hopfenstopfen. Das sollte ein mächtig intensiver Barleywine werden.

In zehn Jahren wirst du auf zwanzig Jahre zurückblicken können. Was hoffst du zu sehen?

Wissend um unser diesjähriges Jubiläum und auch weil ich vor zwanzig Jahren mit Brauen begonnen habe, habe ich schon das ganze Jahr etwas zurückgeschaut. Es ist schon toll zu sehen wo wir hingekommen sind. Und ich habe keine grossen Aspirationen ausser das weiterhin zu tun was wir jetzt machen, einfach besser! Dazu möchte ich einige neue und coole Biere machen, wie das Infusion A oder das Killa Vanilla. Also nicht mehr Bier, aber besseres Bier.

Wann hast du zum letzten Mal einen Malzsack geöffnet?

Das war vor zwei Monaten, als wir mit Pete von Pete’s Wicked Ale ein Bier, das wir Re-Pete XX nennen, gebraut haben. Wir haben einfach das Grundrezept verdoppelt. Es hatte die gleiche Farbe und das gleiche Geschmacksprofil, ich wollte es aber mit der dreifachen Menge Hopfen stopfen. Ich wollte, dass es die doppelte Anzahl Volumenprozent Alkohol hat, aber nur 50% mehr Bittere. Es ist ein India Brown Ale und eine XX Version, also mit 10,5% Alkohol. Vor drei Wochen war auch noch Wayne von Cigar City bei uns und auch da habe ich Malzsäcke geöffnet. Normalerweise machen das aber meine Brauer.

Du erwähnst zwei Collabos. Eine weitere an die ich mich gut erinnere war mit Fanø und es war ein Roggenstout.

Genau. Ich habe das „Natasha Røcks America” mit Ryan, der nun bei Hill Farmstead arbeitet, gemacht. Das war auf der Fanøinsel in ihrer Brauerei.

Mir schmeckte das Bier sehr und es hat mich gewundert warum nicht mehr Leute Roggen ins Stout tun. Ich war erstaunt wie angenehm das Bier nach Brotkruste und dunklen Biskuits gerochen hat.

Wir hatten Roggen-Choco-Malz verwendet.
Wenn ich irgendwo brauen gehe, wollen die Leute immer dunkle Biere mit mir machen, gewöhnlich ein Imperial Stout. Ich wollte aber etwas Typisches für die Gegend machen. Ryan hat dann einige Früchte und dann eben einen Typen erwähnt, der Roggen-Choco-Malz anbietet: Boom! Im selben Jahr habe ich auch mit Amager gebraut. Ein Schokolade-Weizen Imperial Stout. Wir hatten also für „Frog Hops To Amager“ denselben Ansatz verwendet.

Es ist manchmal schade, dass Collabos nur einmal gebraut werden. Gibt es ein solches Bier, das du nochmals brauen willst?

Ja. Und sehr oft, wenn ich eine Collabo mache kann ich das fertige Bier dann in meinem Staat gar nicht kriegen. Seit über einem Jahr braue ich also jeweils dasselbe Rezept bei mir in der Brauerei nach. So können wir die Biere dann austauschen und vor allem kommen meine Kunden auch in den Genuss dieser Biere.
Wir haben gerade gestern ein Bier mit Fermentoren gebraut, die haben jetzt auch eine Brauerei gestartet; Dry & Bitter. Wir haben ein Old School Baltic Porter gemacht. Dazu haben wir alte Rezepte und Ideen ausgegraben. Dasselbe Bier werde ich zuhause nachbrauen. Ich bin gespannt auf den Vergleich der beiden Biere und wie nahe sie beieinander sein werden.

Mit Lagerhefe?

Nein. Das ist eines der Old School Dinge. Als die ersten Baltic Porter gebraut wurden, wurden diese mit Alehefe gebraut und waren viel rustikaler. Soren von Dry & Bitter hat Malz von Fawcett & Sons ausgewählt, welches diesen rustikalen Röst- und Lakritzecharakter hat. Wir haben auch alte Rezepte gefunden, welche tatsächlich Lakritze verwendet haben. Da die Dänen ja Lakritze lieben, hätte das nicht besser passen können. Es wird Imperial, also über 10%.
Meine erste dänische Lakritze probierte ich vor etwa einem Monat, als mir mein Vertreiber solche mitgebracht hat, weil er wusste dass wir das in diesem Bier verwenden wollen. Er hat mir also diese schwarze und extrem salzige Lakritze gebracht. Ich habe das Pack auf der Ablage liegen lassen und meine Frau hat eines davon probiert. Der Horror stand ihr ins Gesicht geschrieben [lacht]. Aber kurz nachdem sie das Erste gegessen hatte, wollte sie ein Zweites.

Welches der Collabobiere würdest du als erstes erneut brauen?

Ich würde gerne das De Molen nochmals brauen, weil das weder bei ihm noch bei uns wirklich gut rausgekommen ist. Die Idee war aber wirklich cool; ein Tripel IPA mit einer belgischen Saisonhefe. Unglücklicherweise ist es ziemlich schwierig mit dieser Hefe zu arbeiten. Nach der Hälfte der Gärung bleibt sie oft stecken oder stirbt sogar komplett.
Wir haben probiert was wir konnten um sie wieder zu aktivieren. Ich wollte keinen Sauerstoff beigeben, obwohl es vielleicht geholfen hätte. Stattdessen haben wir voroxidierte Hefe beigegeben und es ging nochmals gut los. Aber es war nicht exakt was wir uns vorgestellt hatten. Das nächste Mal würde ich einen massiven Starter machen und dann nach einem Drittel der Gärung doch nochmals Sauerstoff beigeben. Wir hatten ein 11% Bier angestrebt. Menno hoffte sogar auf 14%.
So wie ich es verstanden habe hat Ohio gestern endlich die Beschränkung fallen gelassen, die uns verboten hat Biere über 12% zu brauen. Daher würde ich jetzt auch probieren diese 14% zu erreichen. Da nun das Gesetz geändert hat, erwarten die Leute wohl, dass wir stärkere Biere machen.

Ohio. Ich weiss nicht viel über Ohio. Was passiert in deinem Staat?

Als ich vor 10 Jahren begonnen hatte, gab es 39 Brauereien. Heute gibt es 140. Das reflektiert ungefähr was in den ganzen USA passiert. Was geht also in Ohio? Viele kleine Brauereien. Meistens keine grossen Produktionen, sondern kleine Eckbrauereien mit einer Bar, die das meiste vor Ort verkaufen.
Ich denke sowieso, dass das die Zukunft der Industrie sein wird. Eine Konsolidierung auf der grossen Produktionsseite, während es vermehrt ganz kleine Nachbarschaftsbrauereien geben wird. Die Produktionsbrauereien werden von den ganz Grossen aufgekauft. Nicht unbedingt nur AB Inbev, aber auch durch solche wie Duvel Moortgat, die jetzt auch schon einige Käufe getätigt haben.
Für neue Brauereien wird es darum gehen sich lokal einen Namen zu machen und die Biere auch lokal zu verkaufen. Vertriebsorganisationen werden heute schon die Türen eingerannt. Als neue Brauerei in die Verkaufskanäle zu kommen ist höllisch schwierig. Aber wenn es dann mehr Industriebier geben wird, wird gleichzeitig auch das Interesse am lokalen Braupub steigen. Du wirst in die lokale Brauerei gehen und mit deinen Freunden zusammensitzen.
Auch darum lege ich einen Fokus auf unseren Tastingroom. Thrillist hat gesagt, dass wir bezogen aufs Essen einen der 15 besten Tastingrooms in ganz Amerika haben. Ich wusste immer, dass wir das Bier im Griff haben, doch sie sprechen nur vom Essen!

Ich denke, dass viele europäische Brauereien erst noch lernen müssen, dass mit Taprooms gutes Geld verdient werden kann. Wir waren beispielsweise gerade in Belgien und es gibt ganz wenige Brauereien mit eigenem Taproom – Cantillon ist da eine angenehme Ausnahme. In Amerika haben die Brauereien erkannt, dass ein Taproom das Geschäft finanzieren kann.

Ja, man verdient viel mehr an einem Bier das man direkt an der eigenen Bar verkaufen kann. Das kann durchaus einen grossen Unterschied ausmachen.

Letzte Frage: Deine Empfehlung für fünf die Biere, die man trinken sollte bevor man stirbt?

De Molen Hel & Verdoemnis ist einer meiner Favoriten.
Black Albert von De Struise. Mein Gott, dieses Bier liebe ich! Ist aber schwierig zu bekommen. Es ist ein bisschen höher im Alkohol als was bei uns im Staat erlaubt ist. Bis gestern! Vielleicht kann ich nun endlich mehr Black Albert kriegen! Ich möchte, dass meine Kunden dieses Bier probieren können, weil es einfach verdammt phänomenal ist.

Ihr habt Gastbiere im Taproom?

Ja, weil es eine grossartige Möglichkeit ist unser eigenes Bier zu präsentieren. Ich kaufe die besten Biere, die ich kriegen kann. Ohne Kompromiss, egal was die kosten. Dann verkaufe ich diese neben den eigenen, damit die Kunden diese auch einschätzen können. Und natürlich auch, damit diese etwas anderes probieren können. Dadurch kommen unsere Stammgäste immer wieder vorbei.
Viele denken es sei unangebracht für eine Brauerei fremde Biere zu verkaufen. Ich bringe aber nur die besten. Kein Budweiser.
Zurück zur Frage: Thomas Hardys Ale. Das ist eines der wesentlichen English Barleywines. Über vier Jahre bei Kellertemperatur gelagert wird es sehr angenehm mit einer wunderschönen Balance zwischen Süss und Bitter. Wenn es über acht Jahre gelagert wurde ist es einfach nur wunderschön.
Spaten Optimator Doppelbock. Mit einer komplexen Balance von Karamell und geröstetem Malz. Überzeugend und einfach perfekt. Wenn Lagerhefe an die Grenze getrieben wird wie hier, dann produziert sie fruchtige Ester und fügt diesem malzigen Bier eine willkommene Extravaganz zu.
Und das letzte Bier in meiner Top 5 müsste das nächste lokale Kickass-Bier sein das ich kriege. Wo auch immer ich gerade bin, ich liebe es lokale Biere zu trinken.

Das Interview fand am 12. Mai 2016 auf dem Parkplatz von Warpigs in Kopenhagen statt.

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