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Zwei Tage Richter – Hinter den Kulissen des B&R Beer Contest

Bereits zum zweiten Mal fand der Brau & Rauch Beer Contest statt. Das ist der einzige Wettbewerb der Schweiz bei dem Fachleute die Biere bewerten und den Brauern ein Feedback geben [hier die Liste aller Judges]. Es war uns eine Freude auch in diesem Jahr die Biere zu probieren und bewerten. Mit dabei war auch Christoph Kneuss von Aabachbier und Wortspieler. Wir haben ihn gebeten zu berichten, was es bedeutet zwei Tage Richter zu sein.

Was tun an einem Wochenende, das wettertechnisch nichts Gutes verspricht? Genau! 240 Biere in 21 Kategorien auf Herz und Nieren prüfen und anschliessend ein Urteil darüber abgeben, wie das Bier sich in den Sparten Klarheit/Schaum, Nase, Gaumen und Gesamteindruck präsentiert.Wiederum wurden 24 ausgewählte Fachleute (Bieraktivisten, Blogger, Sommeliers, Brauer und in der Getränkebranche arbeitende) von Tom Strickler (Storm & Anchor) und dem Team um Silvia Herzog und Schoggi vom Brau- und Rauchshop nach Densbüren eingeladen, um an 2 Tagen von Hobbybrauern eingereichte Biere nach klaren Kriterien zu bewerten und, wenn immer möglich, auch gleich noch Verbesserungsvorschläge, falls notwendig, abzugeben, damit der Brauer auch ein ehrliches Feedback mit Mehrwert zurückerhält.

Tag 1 – Morgen

Nach dem Freitagmorgen-Briefing durch Laurent Mousson (einer der wenigen Judges der Schweiz mit internationaler Erfahrung), ging es kurz nach 9.30 Uhr bereits los mit der ersten Verkostungsrunde. An die sechs Tische, mit je drei bis vier Jurymitgliedern, wurden durch das höchst professionell organisierte Helferteam (Merci nochmals Andrea!) die verschiedensten Biere angeliefert. Abgesehen vom Kurzbeschrieb, welche vereinzelte Brauer abgegeben hatten, war uns Judges nur der Bierstil bekannt, unter welchem das Bier eingereicht wurde [wir hatten keine Ahnung wer Biere eingereicht hat, womit die Bewertungen absolut neutral und ohne äussere Beeinflussung passiert sind – red.]. Aufgrund der hohen Anzahl von Pale Ales und IPAs wurden diese in einer Vorrunde verkostet, um am Samstag dann die besten noch einmal zu probieren und den Sieger dieser Stile zu küren.

Tag 1 – Nachmittag

Nach dem Mittagessen ging es weiter mit dem Verkosten und Fachsimpeln. Vor allem die Kreationen in der Kategorie «Verrückt und Wunderbar» gaben teilweise viel Gesprächsstoff her. Geräucherte Kastanien, Kardamom, Kreuzkümmel und Kürbis… Das waren nur einige Zutaten, die in dieser sehr kreativen Kategorie verarbeitet worden sind.

Als dann die Biere des ersten Tages verkostet waren, verschlug es die Damen und Herren der Jury an die hauseigene Theke, welche Schoggi in liebevoller Art und Weise gebaut hat. Aus den 22 Zapfhähnen konnte sich jeder und jede Zapfen, auf was er gerade Lust hatte. «Ginger Ale» von Silvia, «Silly Nelson» von Storm & Anchor, «Coffee Stout» am Nitro! Von Schoggi, und so weiter, und so fort… Auch durften wir das zum Weltfrauenbrautag von der Spezialmälzerei Weyermann in Bamberg gebraute «Rosemary Ale» verkosten, welches uns durch Weyerman’s Gregor Alic noch vorgestellt wurde.

Neben den Offenbieren gab es natürlich auch einige Schmuckstücke an Bieren, welche von den Jurymitgliedern auf der ganzen Welt eingesammelt und zum gemeinsamen Geniessen mitgebracht wurden. Die Nacht motivierte auch zu Experimenten wie Met stacheln oder krude Mischungen von Ausgangsprodukten (Gurken-Berliner-Weisse, Cold Brew Coffee, Ginger Ale, etc). In der Nacht kam es aber auch zu tiefgründigen Diskussionen und einer kurzen Pianoeinlage zweier musizierender Brauer.

Doch zuvor wurden wir mit einem umfangreichen Nachtessen verwöhnt, welches durch das Schweizer BBQ Nationalteam um Simon Marcin für uns zubereitet wurde. Nach Rindshohrückensteak mit Mango Chutney, Randencarpaccio begleitet von Nüsslisalat, Pouletbrust mit Chinakohl und Süsskartoffelpurée gab es ein Sous Vide gegartes Roastbeef mit Safransauce, Rüebli und einer Rotweinsauce. Als krönenden Abschluss wurde dann noch ein Tiramisu mit Coffee Stout aufgetragen. Nach dem gemütlichen Zusammensitzen verabschiedeten sich anschliessend einige aus der Jury, welche am Samstag anderen Dingen wir Imkerei, Weiterbildung oder W-Lan einrichten nachgingen.

Tag 2 – Morgen

Nach längeren oder auch kürzeren Nächten, einem stärkenden Frühstück und einigen staunenden Blicken anderer Anwesenden (o-Ton: «Seid ihr die Glutläufer von gestern Abend?!» wurden wir vom Tagungszentrum Herzberg wieder in den Brau- und Rauchshop chauffiert, wo die Logistik bereits die nächsten Verkostungsrunden vorbereitet hat. Um den ganzen Shop herum wuselten viele fleissige Helfer, um das gleichzeitig stattfindende Frühlingsfest vorzubereiten.

Los gings mit Lagerbieren. Ja, ihr verzeiht mir, dass dies als Start in den Tag nicht ganz einfach war. Ebenfalls durften andere Tische mit belgischen Starkbieren (Quads, etc.) oder aber auch Imperial IPA in den sonnigen Samstag starten.

Nach den letzten kräftezehrenden Runden waren die Jurymitglieder um circa 12 Uhr durch. All 240 Biere wurden in insgesamt 1263 Gläsern serviert, verkostet und beurteilt.

Tag 2 – Nachmittag

Im Anschluss an alle Bewertungen mischten wir Judges uns unter das bereits grosse Publikum. Anzuhören gab es Präsentationen von Urs Lüthy über das Mälzen und Whiskybrennen, von Alex Eckert über Met (er gewann die Entsprechende Kategorie im Wettbewerb gewonnen hat Axel Oberstrasser von Metchen – red.) und auch den Vortrag über Hefen von Samuel Aeschlimann, von der bekannten Blackwell Brewery zu Burgdorf.

Es wurde viel gelacht, diskutiert, probiert, gefachsimpelt oder einfach auch das schöne Wetter genossen. Und natürlich mit Spannung auf die Verkündung der Gewinner gewartet. Diese wurden durch Michel in jeder Kategorie und tosendem Applaus bekannt gegeben. Und natürlich durfte man gespannt sein, wer den Gesamtsieg holt und damit auch nach Basel an die Wortspiele #4 eingeladen wird.

Und dann war es soweit und mit dem «Bourbon Stout» wurde Oliver Martini der 4655 Brewing Company ausgerufen. «Hammer!» war sein Kommentar, als ihm die Einladung durch Sebastian Imhof, Gründungsmitglied der Wortspiele-Reihe, überreicht wurde. Seine Freude über den Sieg konnte er nicht verbergen, und dies hat ihm auch niemand verübelt.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass wiederum eine perfekte Organisation, ein absolutes Verwöhnprogramm und ganz viele liebe Menschen den 2. Brau- und Rauch Beer Contest zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben.

Danke allen, die dazu beigetragen haben.

Liste der Juroren

SamuelAeschlimannfermentologist & co-founder at Blackwell
TobiasAeschlimannartisan brewer & co-founder at Blackwell
MarcelAlberblogger at bierversuche.ch, organizer of Wortspiele & beersommelier (runner-up Swiss Championship 2015)
GreogorAlicMalz & Craft Beer ambassador at Weyermann Specialty Malts
ÜeluBösigerbrewer at UHB – Üelu’s Homebrew
UrsulaBösigerbrewer at UHB – Üelu’s Homebrew
RogerBrüggerbrewer at Brygger Øl & beersommelier (winner Swiss Championship 2015)
ReneBühlmannbrewer at Brauhaus 531
FabioColombobrewer at Broken City Brewing
PhilippeCorbatman of bov.ch & top listed ratebeer rater of Switzerland
JanDe Ruijterbrewer at BZW Bierzunft Wehntal & organizer of Wortspiele
GadDeviriowner of Beer-D Brewing Supply
MartinDröserbrewer at HeitereBräu & beersommelier (third place Swiss Championship 2017)
AlexanderEckertJudge in der Kategorie Met & Metsiederei Eckert
PatrickFellerbrewer at Strättligen Bier
SebastianImhofbrewer at 523, organizer of  Wortspiele & beersommelier
ChristianJauslinblogger at bierversuche.ch, organizer of Wortspiele & beersommelier
GabyKaltnerrepresentative of Weyermann Specialty Malts & Beersommelier
ChristophKneussbrewer at Aabachbier & organizer of Wortspiele
BeatMingbrewer at Reinecke Bräu & beersommelier
LaurentMoussonhead judge
DavidSantiagobrewer at Brasserie BFM
ThomasSchneiderlegendary Swiss beer hunter
JasminaSlacaninjournalist & beersommeliere
TomStricklerbrewer at & owner of Storm & Anchor Brewing Co.
3 comments
  1. Alexander Eckert

    So als kleinen Nachtrag: Es war genial als Metsieder in eine, mir zwar bekannte aber trotzdem relativ fremde Welt Einblick zu erhalten. Ihr alle seit Bierkenner mit Leib und Seele – und so verschieden sind wir uns gar nicht.
    Ihr gabt mir Motivation mich einmal nächstes Jahr mit einem Braggot zu versuchen.

    Dann: Auch ich war Judge – in der Kategorie Met natürlich. 😉
    Und: Nein, ich habe leider nicht gewonnen – die Lorbeeren gehen an Axel Oberstrasser von Metchen, was eigentlich kein Met ist, uns Judges aber am Besten passte.

  2. subcapt

    Eigentlich bin ich eben kein BJCP Judge… Aber nach 12 Jahren oder so an den Tischen von sämtlichen Bierwettbewerbe habe ich eine etwas fundierte Erfahrung 😉

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