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Bier an der Tanke und überall – unsere Reise nach Vancouver, Vancouver Island und Victoria

Tankstellen mit guter Bierauswahl und junge asiatischen Frauen beim Flights trinken. Es waren diese beiden Momente unter vielen, vielen anderen, die mich in die Bierrealität von Vancouver und Vancouver Island verlieben liessen. Wir fuhren nach British Columbia um Orcas, Bäume und Küsten zu sehen, kamen aber retour mit einer ernsthaften Schwärmerei für alle Dinge aus BC.

«Awesome!» Ein Wort, das selten aufrichtig gemeint ist. Wir hörten das Wort an einer Tankstelle in Nanaimo, wo wir eine Dose Bier kauften, um es später auf einer Wanderung zu geniessen. «Ist das alles?» «Ja, nur ein leichtes Bier zum Wandern.» «Awesome!» sagte der Mann hinter der Theke, dessen Reich klein und gleich neben einer Tankstelle gelegen war. Trotzdem hatte er eine gute Craftbier Auswahl und alle Flaschen und Dosen lagerten entweder im Kühlraum oder im Kühlschrank. Und sein Lächeln sagte uns, dass er das «awesome» aufrichtig meinte. Und er hat Recht: Wandern und dabei eine Dose Bier zu trinken ist «awesome.

Wir stoppten, um zu tanken und fuhren mit einem neuen Einblick auf die lokale Bierrealität wieder weg.

Was weisst du über British Columbia Craftbier?

Wir hätten wahrscheinlich wissen sollen oder können, dass die Bierszene im Südwesten von British Columbia grossartig ist. Aber anscheinend lesen wir die falschen Publikationen. Was weisst denn du über die kanadischen Bierszene? Hier in Europa kennen wir Dieu Du Ciel, La Trou Du Diable und Mondiale De La Biere – allesamt aus dem französischen Teil Kanadas. Das einzige BC-Bier, das ich bisher bewusst wahrgenommen hatte, war das Steamworks-Angebot, welches wegen seiner langen Transportzeit bei der Ankunft hier meist schon viel zu alt war. Eine oberflächliche Recherche zeigt, dass keine kanadische Brauerei beim diesjährigen Great British Beer Festival oder der Mikkeller Beer Celebration war und bei Beavertown’s Extravaganza «nur» Torontos Bellwoods und Montreals Dieu Du Ciel Biere ausschenkten. Einige kanadische Biere gibt es im Onlinestore von Beergium, keine bei Beer Merchants.

Craftbier aus British Columbia ist für uns praktisch Terra incognita.

Craftbier als Teil des «allgemeinen Bewusstseins»

Hier ist, was wir bisher nicht wussten: Bereits 2014 hatte Craftbier in British Columbia einen Marktanteil von 21%. Die Metropolregion Vancouver hat schätzungsweise 40 Brauereien. Craftbier in Vancouver, so schreibt Joe Wiebe in seinem Buch «Craft Beer Revolution«, ist Teil des «allgemeinen Bewusstseins». Das heisst, Craftbier gehört zum Alltag, es ist normal, es ist überall und deshalb haben die Menschen keine Berührungsängste. Was mich zum zweiten, oben erwähnten Moment, führt. Abgespielt hat sich dieser bei der 33 Acres Brewery: Ihre Bier-Lounge (wie sie diese Art von Taprooms nennen) ist sehr weiss, war an diesem Mittwochabend voll, das Publikum sah sehr international aus und war wohl etwa zwanzig bis fünfzig Jahre alt. Auf Hocker am grossen Fenster verköstigten zwei asiatische Frauen, ungefähr 24 Jahre alt, ihre Flights. Die Szene war so weit weg von jeglichem Bier-Nerdismus, es war «awesome»! So ist es also, wenn Craftbier Teil des «allgemeinen Bewusstseins» ist: Einen Flight Craftbiere zu trinken, einen Growler abfüllen zu lassen und nach Hause zu nehmen, ist etwas Normales. Du, ich, jeder tut es. Wie grossartig ist denn das!?

Aufgrund der Fülle an Möglichkeiten kann dieser Beitrag kein vollständiger Führer für die Bierangebote in Vancouver (wird als Craft Beer Central bezeichnet) und Vancouver Island mit Victoria (wird Craft Beer Capital genannt) sein. Zudem galt es für uns Küsten zu bewandern, Orcas zu beobachten, Bären zu meiden und sich von der Schönheit des Landes beeindrucken zu lassen. Wenn du also Lust bekommen hast die Angebote vertiefter zu studieren oder sogar nach BC reisen möchtest, ein guter Anfang ist auf jeden Fall die Website des BC Ale Trail, einer Organisation, die Routen für Aktivitäten anbietet, die letztendlich zu Bier führen. Die Website ist sehr gut gemacht, mit tollen Videos und obwohl wir keine der Touren genau wie vorgeschlagen gemacht haben, hat sie uns geholfen, unseren Weg zu finden. Alle anderen Informationen, die du benötigen wirst, sind nur eine Google-Suche entfernt. Wenn du also vorhast zu reisen; a) hier sind einige Hinweise und b) nimm uns mit! Wir können es kaum erwarten, wieder zurück zu gehen!

Brauereien

Wir haben mehr als 20 Brauereien und Brewpubs besucht (und mussten mehrere auslassen, die wir gerne besucht hätten), womit wir nicht alle beschreiben können. Während viele der Brauereien ausserhalb der Städte liegen (insbesondere auf Vancouver Island), gibt es in Ost-Vancouver etwa 20 Brauereien, die sich in Gehdistanz befinden, wenn man denn die notwendige Kondition hat. Wir haben sieben davon besucht und es dauerte von 13.00 bis 20.00 Uhr. Es war grossartig! Es gibt Blogposts über den «Crawl» sowie Flyers in Hotels; Bier ist hier auch zur touristische Sache geworden.

Von allen Brauereien in BC, die wir besuchten, hier einige die uns besonders aufgefallen sind:

  • Four Winds Brewing Co.: Unser Favorit der gesamten Reise. Tolles Bier in verschiedenen Stilrichtungen, alles gut und ein bisschen abseits der «Norm». Und die besten Tacos aller Zeiten!
  • Parallel 49 Brewing Company: Grossartige Beer Lounge. Foodtruck im Inneren des Gebäudes. Eine umwerfende Menge an eigenen und Gastbieren. Hätte stundenlang bleiben können.
  • Riot Brewing Co.: Ein Neuling in der Szene. Hier haben wir eines der eindrucksvollsten Biere getrunken: Breakfast of Champions, ein Kaffeelager.
  • Storm Brewing: Es gibt «Tasters» aus Plastikbecher – also keinen «richtigen» Taproom – und das Equipment sieht alt aus. Dies war eine der ersten Craft-Brauereien, 1994 gegründet. Sehr schmackhaftes Bier in einer düsteren Umgebung. Fühlt sich abseits der üblichen Pfade an, aber auch nach der «Brauerei, die die Revolution vergessen hat» an.
  • White Sails Brewing: Das Gebäude sieht fantastisch aus und die Biere gehörten zu den leckersten, die wir getrunken haben. Aber auch einer der schlimmsten Verbrecher, wenn es darum geht, das Bier zu kalt zu servieren.

Zusätzlich haben wir besucht:

4 Mile Brewing Co., 33 Acres Brewing Company, Andina Brewing Company, Bomber Brewing, Brassneck Brewery, CANOE Brewpub, Forbidden Brewing Co., Gladstone Brewing Co., Granville Island Brewing, Longwood Brewery (production location), Luppolo Brewing Company, Main Street Brewing Company, Phillips Brewing Co., Postmark Brewing, Powell Street Craft Brewery, Steamworks Brewing Co. (brewpub location), Strange Fellows Brewing, Wolf Brewing Company, Yaletown Brewing Company

Bars

Bier ist populär in BC, deshalb wirst du nicht der Einzige sein, der versucht, es zu bekommen. Es gibt mehrere Orte, die wir ausgelassen haben (Alibi Room, Craft Beer Market und Taps & Barrel Olympic Village), weil die Wartezeit für einen Tisch bis zu 45 Minuten betrug; oder wir gar nicht erst eingelassen wurden, weil der Ort bereits «bis zur Kapazitätsgrenze gefüllt» war (Swans Brauerei). Hier sind wir hingegangen.

  • Darby’s Gastown: Ein seltsames Biest, weil es eine grossartige Bierliste, aber eine schreckliche Beleuchtung hat und in einer schrecklichen Nachbarschaft liegt – Vancouver hat ein Drogenproblem und in diesem Stadteil versammeln sich die Süchtigen. Da war aber auch einer der freundlichsten Barkeeper, der genoss, dass wir uns für das Bier interessierten, während die «Woo Girls» in der Ecke ihr Ding taten
  • Six Acres: Entweder am Ende oder mitten im Gastown-Viertel, wo dich sowieso jeder Reiseführer hinschickt. Ein winziger Ort voller Authentizität. Es ist eher hip, aber es kann auch passieren, dass neben dir ein Paar von 60+ absitzt, das gerade aus einem Kreuzschiff gestolpert ist. Gute Bierauswahl und gutes Essen.
  • Tap Shack Burrard Bridge: Kleines Lokal an einem perfekten Ort, wenn man den Stanley Park Abschnitt der Küstenwanderung beendet hat. Es bietet eine schöne Aussicht, eine gute Bierliste mit lokalen Angeboten, die auch als Flights probiert werden können.
  • Tap & Barrel Canada Place: Wenn du Glück hast, bekommst du einen Sitzplatz mit Blick auf den Wasserflugzeug-Terminal, d. h. Reiseatmosphäre mit Flugzeugen, die kommen und gehen. Das Essen ist in Ordnung, die Liste der Biere ist lokal und abwechslungsreich und diese können auch als Flights bestellt werden.
  • The Drake Eatery (in Victoria): Eine Legende in Victoria und der einzige Ort, an dem wir keine BC-Biere tranken, da gerade ein Greenflash- und Alpine-Taptakeover stattfand. Wir hörten, dass das Essen auch gut ist. Es gibt Bars in der Stadt mit mehr Taps, aber hier sind es ungefähr 40 und selbst wenn du Flights trinkst, wirst du nicht alle schaffen.

Spirituosenläden

Lebensmittelgeschäfte verkaufen keinen Alkohol. Man muss also in Spirituosenläden gehen und es gibt viele davon. Einige werden von der Regierung betrieben, andere sind unabhängig und einer wird sogar auf der Fähre zwischen Horseshoe Bay und Nanaimo beworben. Da Bier in Restaurants überall erhältlich war, hatten wir wenig Bedarf an zusätzlich eingekauften Bieren und besuchten daher nur wenige Spirituosenläden, hier drei davon:

  • Lucky Liquor in Nanaimo: Riesig und überwältigend. Nur wenige Biere die einzeln gekauft werden können, abgesehen der Bombers (Grossflaschen). Nicht alle im Kühlschrank gelagert. Auch einige internationale Angebote (in der Regel war es beeindruckend, wie wenig internationale Biere es gab – wir hätten gedacht, dass es mehr US-Biere angeboten würden, wenn man die Nähe bedenkt).
  • Steamworks Liquor Store: Sie verkaufen nicht nur ihre eigenen Biere, sondern auch jede Menge andere Biere aus Kanada und sogar einige Internationale. Teilweise in Kühlschränken, einige sogar hinter dunklem Glas. Wir hatten den Eindruck, dass es einige seltenere Optionen und viele Einzelflaschen (im Gegensatz zu Sixpacks) gibt.
  • Vancouver Island Liquor: Hier ist das «awesome» passiert, und soweit wir beurteilen können, hat der Laden nicht einmal eine eigene Website.

Allgemeine «likes» und «dislikes»

Like:

  • Bier mit tiefem Alkoholgehalt ist die Norm. Bei Parallel 49 waren nur 7 der 29 gezapften Biere über 6%. Wir hatten mehrere grossartige Session IPAs, ein Stil, den ich normalerweise meide wie die Pest.
  • Professionalität und Sorgfalt, die sich in den Labels der Bieretiketten, der Architektur und Innenarchitektur der Brauereien und Bars widerspiegelt. Craftbier ist nicht irgendeine Amateurindustrie, sondern eine, die durch ihr Erscheinungsbild Respekt erweckt.

Dislike:

  • Zu viele Biere wurden zu kalt serviert. Das war bei praktisch allen Besuchen ein Thema und führte dazu, dass wir öfter als sonst unsere Gläser umarmten.
  • Es gab zu viele Orte, an denen Fruchtfliegen herumgeschwirrten. In Anbetracht dessen, auf was Fruchtfliegen hindeuten, stehen sie in einem enormen Kontrast zum allgemeinen Eindruck der Geschäfte.

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