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Bierdegustation: Britische Auftragsbrauten

Das gibt’s bei uns auch: Eigenmarken-Bier. Das heisst dann Prix Garantie-Bier oder Drinks Of The World-Bier. Also, nix Besonderes, nächstes Thema.

Na, nicht so energisch. Eigenmarken-Bier in Grossbritannien ist dann aber doch etwas Anderes. Es werden a) nicht nur Lager hergestellt, und b) wird prominent deklariert, wer das Bier auf Auftrag braut. Damit wird das mehr oder weniger sinnvolle Tabu des Auftragsbrauens gerade mal vollends ignoriert. Denn in beiden Punkten läuft das in der Schweiz und Deutschland anders. Vor allem bezüglich Punkt b), wo oftmals eine vertragliche Schweigepflicht besteht. Verschiedene Recherchen fanden heraus, dass Heineken das Tell Bier und das Prix Garantie Bier von Coop braute. Wo es jetzt in Deutschland gebraut wird, wird aber nicht verraten. Auch das DotW-Bier werde in Chur hergestellt, heisst es hinter vorgehaltener Hand. War das jemals so und ist es immer noch so? Und auch in Deutschland gibt es Diskussionen um Eigenmarken, wo auch Traditionsbrauereien wie z.B. Warsteiner mitmischen.

Für Tesco braut BrewDog das „Finest American Double IPA“ – steht so auf der Etikette (gemäss Ratebeer ist sogar einfach deren Hardcore IPA in der Flasche). Für Marks & Spencer brauen Meantime oder Adnams, für Sainsbury Shepherd Neame oder Marston’s. Wir wollten wissen, ob die etwas taugen.

Warum so verschwiegen? Warum geht es in Grossbritanien und nicht in Deutschland? Ein Unterschied ist sicherlich, dass es sich bei den hier besprochenen Bieren um Biere in einem höheren Preissegment handelt. Hier können sowohl der Supermarkt wie die Brauerei stolz auf das Handwerk sein. Bei Tell und Prix Garantie und Farmer und so weiter handelt es sich aber um Industriebier auf das niemand stolz sein kann.

Marks & Spencer London Porter (gebraut von Meantime)

Das Bier ist überraschend hell, eher Kupfer als Dunkel und sieht einem Brown Ale zum Verwechseln ähnlich. Im Aroma erreicht uns Schokolade, Brot und Eiche und im Hintergrund ein Wenig Röstaromen. Sowohl in der Nase wie auch im Gaumen flattert etwas Süsse von Pflaumen oder Rosinen herum. Im Mund wird das Bier mit der Zeit angenehmer, es entwickelt sich Karamell und im Nachklang etwas Röstbittere die auch ein paar Momente bleibt. Dazwischen, also in der Mitte, bietet das Bier nicht viel.
Bewertung: 2.5

Sainsbury’s London Porter (gebraut von Shepherd Neame)

Im Glas hat das dunkle Braun einen rötlichen Schimmer – sieht zwar gut aus, rechtfertig das weisse Flaschenglas aber nicht. Im Aroma eine präsente Mischung aus Kandiszucker, Molasse und leicht verbranntem Karamell. Damit wird ein Old Ale Eindruck erweckt, der durch die Vanille noch verstärkt und durch Mocha ergänzt wird. Im Gaumen etwas Seife und eine unangenehme medizinische Bittere, die pelzig auf der Zunge bleibt.
Bewertung: 2

Zum Vergleich:
Odell Cutthroat Porter

Das Aroma bietet starken Kaffee mit etwas verbranntem Karamell und Toffee. Im Gaumen hängt sich eine leichte adstringierende Säure fest. Die guten Röstnoten reichen bis zu Rauch, das dem Bier den Eindruck von Schinken verleiht. Das nasse Brot gibt dem Bier eine Süsse die vielleicht sogar den Bierstil sprengt.
Bewertung: 3

Marks & Spencer Single Variety Hop Cascade Pale Ale (gebraut von The Castle Rock)

Neben den typisch englischen Malzen, starke phenolische Aromen und Nelken. Was nussig beginnt, wechselt zu einer guten Bittere mit einem Grapefruit-Abgang. Irgendwo dazwischen erinnert das Bier an Zitronenseife. Das Bier hat einen definitiven englischen Einschlag, lässt die typischen Cascade Elemente vermissen, ist aber ganz okay.
Bewertung: 2.75

Marks & Spencer Single Variety Hop Citra Pale Ale (gebraut von Oakham)

Die starken harzigen Pinienaromen haben eine leichte Tendenz zu Urin-Aromen. Dazu Schwefel, aber auch Zitrusfrüchte und Gras. Das Bier selber ist sehr hell, im Gaumen dann schön trocken, „crisp“ und somit erfrischend. Leider auch etwas Metall. Und trotz all dem irgendwie gut.
Bewertung: 3

Marks & Spencer Single Variety Hop Mosaic Pale Ale (gebraut von Adnams)

Hier wird es richtig Britisch, mit Butterkeksen, wenn nicht sogar Shortbread im Aroma. Der Hopfen zeigt sich mit Pfirsich-Aromen, die dann aber fast schon wie ein künstlicher Eistee duftet. Neben dem leicht metallischen, bietet das Bier bittere Alpenkräuter. Trotz der prickelnden Kohlensäure und den verharrenden Alpenkräuter fühlt sich das Bier im Mund vor allem wässrig und schmal an.
Bewertung: 2.25

Sainsbury’s India Pale Ale (gebraut von Marston’s)

Das Bier balanciert auf einer sehr schmalen Linie zwischen nussiger Malzigkeit, die hin und wieder in Butter ausschlägt. In der Nase sehr starke Phenole, die sich im Gaumen als künstlich, himbeerige Süsse bemerkbar macht. Neben dem angenehmen und prägenden Malzkörper lässt sich kein dominierender Hopfen ausmachen. Alles ergibt ein weiches Mundgefühl mit einer typisch englischen Bittere.
Bewertung: 2.25

Zur Erinnerung: Das bedeuten unsere Bewertungen.

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