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Interview mit Mikkel Borg Bjergsø

Wer diesen Blog liest kennt Mikkel Borg Bjergsø. In unserem Interview geht es um Fokus und beste Sachen. Aber auch Neuigkeiten zur CBC und was es brauchen würde, damit eine Collab mit Evil Twin geschehen könnte. Oder ist es schon passiert? Antworten und Informationen findet ihr im folgenden Text.

Unsere traditionelle erste Frage: Welches deiner Biere hättestdu dem Beerhunter Michael Jackson serviert?

Ich hätte ihm das Nelson Sauvignon serviert. Weil ich weiss, dass er belgische Biere geliebt hat und Nelson Sauvignon ist, meiner Meinung nach, eines der eigenständigsten Biere das ich je gemacht habe. Es ist ein Bier nach belgischer Art, obwohl wir nicht unbedingt für solche Biere bekannt sind. Es ist sehr komplex und einzigartig. Es hat einiges an Weincharakter – ich liebe übrigens auch guten Wein. Dieses Bier brauten wir 2009 erstmals, dann 2011 und nun probieren wir es jährlich zu brauen.

Wir lernten Mikkeller als Bierbrauer kennen. Unterdessen macht Mikkeller Bars, Restaurants, Festivals, Wein und Spirituosen. Was ist Mikkeller?

Mikkeller ist offensichtlich eine Firma und wir machen Bier. Aber es ist auch ein Spielplatz für das was meiner Belegschaft und mir sonst noch Spass macht.
Unser grösster Fokus ist Bier zu brauen, wir machen aber gleichzeitig andere interessante Projekte, weil es manchmal langweilig wird tagein tagaus das selbe zu tun. Aus dem selben Grund machen wir so viele unterschiedliche Biere.

Wirst du jemals damit aufhören Biere zu brauen?

Ich denke nicht, aber wissen kann man das nie. Ich plane es auf jeden Fall nicht, aber vielleicht wird es mir eines Tages zu langweilig und ich suche mir eine andere Beschäftigung. Kaufe mir stattdessen ein Schloss mit Weinberg und mache Wein. Ich hoffe jedoch, dass ich das Bierbrauen immer geniessen werde wie jetzt gerade. Ich bin sehr glücklich mit dem was ich mache und beschwere mich in keiner Weise.

Was ist dein Part in Mikkeller?

Ich mache alle Biere. Die Rezepte dazu, alle Ideen wachsen auf meinem Mist und ich entwickle die neuen Stile die wir machen. Zusätzlich arbeite ich an allen unseren neuen Projekten; dem Restaurant und den Bars.
Ich versuche mich aus dem langweiligen, administrativen Zeugs rauszuhalten, das habe in der Vergangenheit zur Genüge gemacht. Als wir die Firma gegründet haben, waren wir zu zweit, ich war zusätzlich dann für ein ganzes Jahr alleine. Damals habe ich so ziemlich alles selbst organisiert, von der Buchhaltung zum Lagerwesen, Versand, einfach alles. Jetzt bin ich vermehrt auf das fokussiert was ich auch gut kann, die Firma und unser Biersortiment weiterentwickeln, neue Ideen umzusetzen und viel zu Reisen, zu viel eigentlich.

Wirst du das Biere machen irgendwann delegieren?

Das behalte ich bei mir. Nicht, dass ich meinen Angestellten nicht trauen würde, aber ich empfinde es zum Beispiel als unbehaglich, wenn jemand anders unsere Rezepte entwickeln würde. Ausserdem geniesse ich diesen Teil viel zu sehr.

Aber du empfindest es als behaglich, wenn andere Leute dein Bier brauen.

Ja, klar. Weil die besser sind als ich. Ich glaube ich war ein ziemlich guter Heimbrauer und ich habe in meiner Küche einige gute Biere gebraut. Ich habe aber nie als Brauer in einer Brauerei gearbeitet, obwohl ich wüsste wie es funktioniert. Die Brauer, mit denen ich zusammenarbeite sind sehr talentiert und haben viel mehr praktische Erfahrung.
Einige Brauer werden mir sicherlich nicht zustimmen, aber ich denke nicht, dass man grossartige Änderungen während dem Brauprozess erreichen kann. Wenn du ein gutes Rezept hast, diesem folgst und machst was du tun musst, dann denke ich gibt es nicht viel was du als Brauer in der Brauerei während dem Prozess verbessern kannst. Denn im detaillierten Rezept wird bereits detailliert vorgegeben was zu tun ist.
Ich weiss das tönt jetzt arrogant und ist möglicherweise falsch, aber ich sage immer du kannst auch einen Affen trainieren ein Bier zu brauen.

Oder einen Roboter programmieren?

Genau. Es gibt Leute und auch Brauer, die denken, dass man schlechteres Bier herstellt wenn es automatisiert ist. Ich halte das für kompletten Bullshit.

Wie oft bist du noch in einem Sudhaus?

Meistens bin ich im Warpigs, meinem Brewpub in Kopenhagen. Ich gehe mindestens ein paar Mal pro Woche vorbei und rede mit den Brauern, probiere aus den Gärtanks und Fässern, diskutiere über Zutaten und Rezepte. Dann gehe ich so oft ich kann nach Belgien, leider ist es nie genug. Und nun da wir noch eine Brauerei in San Diego gekauft haben, reise ich öfters in die Staaten. Aber es ist halt ziemlich unmöglich überall gleichzeitig zu sein.

Gäbe es etwas das du vermissen würdest, wenn du nicht mehr in einem Sudhaus wärst?

Nein. Einen ganzen Tag in einer Brauerei mit rostfreiem Stahl zu stehen ist nicht so mein Ding. Ich mag es mit Leuten zusammen zu sein, Bier zu probieren und darüber zu reden. Ich kenne Brauer die betrachten das Sudhaus als Kirche und die lieben es ihre Zeit dort zu verbringen, an kleinen Details zu arbeiten. Aber das war noch nie mein Ding.

In der Dokumentation von The Architect erwähnst du, dass dein Lieblings Part das Vergleichen des fertigen Biers mit der ursprünglichen Idee ist. Wirst du oft überrascht?

Fast nie [lacht]. Oder zumindest nicht mehr.
Klar ist, je mehr Praxis und je mehr Rezepte ich geschrieben habe, umso genauer weiss ich was am Ende rauskommen wird. Ich werde ab und zu angenehm überrascht. Meistens ist es dann auf Zutaten zurückzuführen – wenn ich etwas verwende, was ich vorher noch nicht ausprobiert habe.

Du hast San Diego erwähnt, wo ihr die alte AleSmith-Brauerei gekauft habt. Ist dies eine Partnerschaft, was beinhaltet diese?

Eigentlich ist es eine Mikkeller Firma. AleSmith ist umgezogen in ein grösseres Brauhaus, ziemlich in der Nähe. Sie sind weiterhin Minderheitspartner, wie wir es auch bei den Bars machen, da haben wir jeweils auch lokale Partner. AleSmith hat ein grosses Wissen über die Gegend und in der Brauerei. 90% der Rezepte werden von mir stammen, Peter Zien [Gründer von AleSmith] wird diese prüfen und auf die Brauerei anpassen. Er wird noch eigene Rezepte beisteuern und wir werden sicherlich noch einiges zusammen entwickeln. Alle Biere werden unter Mikkeller San Diego verkauft werden.

Du hast auch Warpigs erwähnt. Angesichts dieser beiden Lokale, ist dies das Ende deiner Gypsybrauer-Tage?

Nein. Es kommt aber drauf an was die Leute unter Gypsybrauer verstehen. Ich werde weiterhin genau gleich in Belgien und Norwegen brauen. Auch werden wir in anderen Brauereien in den USA brauen. San Diego wird einfach zusätzlich zu dem sein, was wir bereits machen. Der Fokus von Mikkeller San Diego wird sein, frisches Bier zu konkurrenzfähigeren Preisen auf den amerikanischen Markt zu bringen.

Das heisst, du wirst dort auch einige bereits schon gebraute Biere wieder brauen?

Ja. Wir werden einige der populärsten brauen. Wie Beer Geek Breakfast und Beer Geek Brunch. Sowie vieles neues natürlich.
Bei Bieren wie Breakfast, Brunch und Vanilla Shake können wir unmöglich mit der Nachfrage mithalten. Wir werden nie genug herstellen können, wo wir sie im Moment brauen.

Mike von Lervig hat erwähnt, dass er diese für dich braut.

Ja. Und ich sage ihm immer wieder, dass er mehr brauen soll [lacht]. Er macht einen ausgezeichneten Job, aber sie haben einfach nicht die Kapazität für die bestehende Nachfrage.
Wir werden auch IPAs und ähnliche in San Diego brauen, jedoch auch darauf abzielen Nicht-San-Diego-Style Biere zu brauen, weil es dort schon ziemlich viele extrem gute IPAs gibt. Wir werden also Wild Ales, Biere mit Brettanomyces, Berliner Weisse und belgische Biere, wie Tripel und Blonde machen, auf die europäischen Art. Die Europäer brauen diese Stile anders, als die meisten Amerikaner. Ja, wir werden einige spassige Sachen machen.

Du hast Beer Geek Breakfast erwähnt, welches 100 Punkte auf Ratebeer hält. Was würde das durchschnittliche Rating aller deiner Biere sein?

[lacht] Keine Ahnung. Ich denke einige sind wirklich sehr gut, andere könnten besser sein. Ich würde nie denken, die besten Biere der Welt zu brauen. Jedoch denke ich, dass wir sehr gute Biere machen, wobei einige davon sehr, sehr gut sind. Aber eben, nicht die besten der Welt.
Es gibt so viele wirklich gute Biere und so lange ich sagen kann, dass Biere von anderen Brauereien gleich gut oder besser wie unsere sind, solange kann ich mich als Brauer verbessern. Ich habe schon immer gesagt, dass das Schlimmste was du einem Brauer antun kannst, ist diesem zu sagen, dass er die besten Biere der Welt macht. Dann bleibt ihm kein Raum zu Verbesserung mehr.

Lass uns über die Copenhagen Beer Celebration sprechen. Was wissen wir noch nicht, das wir gerne wissen würden?

Alles was hinter der Bühne passiert. Das werdet ihr aber auch nie erfahren [lacht].
Als wir beschlossen haben die CBC zu organisieren, war das Ziel ein Festival für die Brauer und nicht für die Kunden zu machen. Wir waren damals die ersten mit einer solchen Idee. Wir wollten die Brauer glücklich machen, denn glückliche Brauer ergeben glückliche Kunden. Unterdessen wollen die besten Brauer über den halben Globus nach Kopenhagen reisen, weil sie finden, dass es ein guter Platz ist und ein grossartiges Festival um daran teilzunehmen. Die Kunden werden also die Möglichkeit haben, Biere von einigen der besten Brauereien zu erhalten, die sonst nie in Europa erhältlich wären. Wenn also die Brauer eine gute Zeit haben, werden sie auch ihre besten Biere mitbringen und nett zu den Kunden sein. Sie werden es als grosse Party betrachten und nicht als normales Festival, wo die Brauer auf der einen Seite des Tisches und die Kunden auf der anderen stehen.
Ich denke wir waren erfolgreich mit diesem Konzept. Wir erhalten so viele Anfragen von überall auf der Welt, weil diese von Kollegen gehört haben wieviel Spass dieses Festival bedeutet.
Was wir oft hören ist, dass die Brauer sagen unsere Festivalkunden seien die mit dem grössten Bierwissen und gleichzeitig aber auch die Höflichsten. Was für uns natürlich grossartig zu hören ist. Ich denke das ist weil sich alle behaglich fühlen und eine gute Zeit haben. Die Kunden können mit ihrem Lieblingsbrauer sprechen, sie können Sean Hill oder Nick Floyd treffen. Ich denke das ist perfekt.

Ihr hattet gerade Heady Topper bei der Eröffnung eures neuen Bottleshops. Kommt The Alchemist ans Festival?

Nein, dieses Jahr nicht. Leider. Sie sind extrem beschäftigt.
Es gibt einige Brauer, die wir noch nicht hatten und wir versuchen sie 2017 ans Festival zu bringen. Wir probieren jede Ausgabe besser zu machen als die vorherige.
Dieses Jahr setzen wir auf neue, junge Brauereien und sehr traditionelle. So haben wir beispielsweise drei Lambic-Produzenten dabei, was einzigartig für uns ist; Boon, Oud Berseel und Bokkereyder.

Sieht so aus, dass ich dich nicht überreden kann neue Namen zu nennen.

Ich kann mich genau genommen nicht erinnern, wen wir zu diesem Zeitpunkt schon angekündigt haben.
Wir werden jedoch Hill Farmstead haben. Shaun Hill wird dabei sein. Er ist ein sehr guter Freund und wollte schon lange teilnehmen. Wir sind sehr glücklich über seine Teilnahme. Es werden einige hervorragende Brauereien dabei sein.

Für Shaun Hill ist es auch ein bisschen zurück zu den Wurzeln, da er in Dänemark gearbeitet hat.

Ja, so habe ich ihn kennengelernt. Damals war er in der Bierwelt komplett unbekannt, jetzt ist er die Nummer eins.

Wie viele Brauereien werden dieses Jahr teilnehmen?

Total werden wir mindestens 70 Brauereien haben. Das ist einiges mehr als letztes Jahr, aber wir werden auch in einem grösseren Lokal sein. Ja, das ist eine grosse Menge Bier. Es wird auch einen skandinavischen Stand geben, habe ich das bereits erzählt?

Nicht, dass ich davon schon gelesen hätte…

Du hörst dies also jetzt als Erster.
Wir werden einen Stand mit ausschliesslich skandinavischen Brauern haben. Fünf von Norwegen, fünf von Dänemark und fünf von Schweden, welche noch nie zuvor an einem Festival teilgenommen haben; neue also, jüngere und aufstrebende Brauer. Es werden Brauer sein, die noch nicht so etabliert sind, dass sie als „volle“ Brauer zum Festival eingeladen würden.
Damit wollen wir zeigen, was in Skandinavien so läuft. Wir werden viele Besucher von ausserhalb Skandinavien haben, alle kommen natürlich wegen Three Floyds, Cigar City und den anderen Amis. Wir möchten aber zeigen was wir in Dänemark, Norwegen und Schweden zu bieten haben. Darauf möchten wir dieses Jahr einen Fokus legen.

Wir starteten mit „was ist Mikkeller“, jetzt möchte ich fragen; was wird Mikkeller werden?

Das ist offensichtlich unmöglich vorauszusehen. Ich hoffe, dass wir zu einer Marke wachsen können, wo jedermann als erstes daran denkt, dass wir gutes Bier herstellen, sowie grossartige Restaurants und Bars führen, Festivals organisieren und Wein produzieren. Für mich geht es darum, das Beste aus unseren Möglichkeiten herauszuholen und Respekt zu haben für was wir machen. Was wir machen, tun wir ohne Kompromisse einzugehen. Wir werden immer unser Bestes geben, und am folgenden Tag versuchen wir dies noch zu toppen. Dadurch hoffe ich zu einer Marke zu werden, die den Craftbeermarkt verändert, zusammen mit all den anderen Craftbrauern. So, dass sich die Aufmerksamkeit für Craftbier und gute Bierbars sowie das Verbinden von Essen und Bier verstärkt.

Während unserem Interview mit Jeppe haben wir ihm eine Frage gestellt, die ich nun gerne auch dir stellen möchte: Was braucht es, dass du eine Collab mit Evil Twin braust?

Ha, ich weiss nicht. Wahrscheinlich müsste De Dolle aus Belgien anfragen, ob wir eine Dreier-Collab brauen möchten. Das könnte uns überzeugen [lacht].
Ich möchte nicht sagen, dass es niemals geschehen wird, aber im Moment gibt’s keine Anzeichen dafür. Es macht aber auch einfach Spass „Nein“ zu sagen, weil viele Leute möchten, dass es passiert.
Aber ich habe eine Collab mit Jolly Pumpking gebraut und Jeppe auch. Ron hat nun gerade ein Bier herausgegeben, in dem er die beiden Collabos gemixt hat. Er hat also eigentlich seine eigene Dreier-Collabo mit uns gemacht. Es hat also eigentlich schon stattgefunden [lacht].

Das ist witzig, denn beide Tobias [To Øl] und Mike [Lervig] haben diese Idee als Witz erwähnt.

Nun, Ron Jeffries hat es gerade getan.
Der Grund warum ich De Dolle erwähnte ist, weil Jeppe sie genau so liebt wie ich. Das gleiche gilt für Jolly Pumpking; wir beide sind grosse Fans. Ron ist ein super Typ und Brauer. Ich finde es ziemlich cool hat er das gemacht. Er hat uns nicht mal gefragt, aber ich finde das cool.

Kommt Jolly Pumpking an die CBC?

Nein, leider nicht. Ich frage ihn jedes Jahr. Also vielleicht nächstes Mal.

Nun zu unserer traditionellen letzten Frage: Welche fünf Biere soll man probiert haben, bevor man stirbt?

Hmm. Wahrscheinlich Bud Light, Miller Lite, Tuborg Super Light…

Weil du dann bestimmt sterben willst?

Ja, weil du dann nicht so unglücklich wärst sterben zu müssen. Du hättest nicht das Gefühl Biere zu verpassen.

Ein Orval als letztes Bier zu trinken empfände ich als grausam. Das wäre ein trauriger Tod.

Das wäre aber ein schöner Abschied.

Das stimmt, ja [lacht].

Aber ganz ehrlich? Ich würde Girardin Geuze Black Label, De Dolle Stille Nacht, Orval, Zombie Dust von Three Floyds und Ann von Hill Farmstead trinken.

Es gibt noch wenige Tickets für die CBC.

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