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Interview mit Ryan Sentz, Funky Buddha Brewery

Wir lernten Funky Buddha am Copenhagen Beer Celebration 2014 kennen. Und seit da liessen uns die kulinarischen und geschmacklich grossartigen Biere nicht mehr los. Leider muss man für diese nach Florida reisen, aber da gibt es ja auch noch Alligatoren, Raketen und Strände. Und eben, die Biere einer unserer Lieblingsbrauereien: Funky Buddha. Wir sprachen mit Gründer und Mitbesitzer Ryan Sentz, dem Mann hinter den Rezepten.

Welches deiner Biere hättest du Michael Jackson, dem Beerhunter, serviert?

Oh, jesses. Ich glaube ich hätte Angst ihm unser Tripel zu servieren. Das ist das Einzige belgische Bier das wir regelmässig servieren.
Wahrscheinlich unser Maple Bacon Coffee Porter, weil es das Bier ist, dass Funky Buddha mehr oder weniger bekannt gemacht hat. Einfach um seine Reaktion auf etwas so Ungewohntes zu sehen, ob dann gut oder schlecht.

Ist da Ahornsirup drin?

Ja.

Und Speck?

Nein, Speck ist nicht drin.

Es ist also vegetarisch?

Ja, das ist es!

Grossartig, dann kann ich es ja auch trinken. Jetzt hast du mich aber glücklich gemacht!

Ich selbst esse auch kein Schweinefleisch. Wir imitieren den Geschmack mit Rauchmalz und über Apfelholz geräuchertem Salz.

Du bist bekannt dafür die Aromen ins Bier zu kriegen, die auch auf dem Etikett stehen. Vorher tranken wir euer Blueberry Cobbler und es hat genau danach geschmeckt. Das bringt mich zur nächsten Frage: Wie um alles in der Welt bringst du diese Aromen ins Bier?

Praxis. Und viele Fehlversuche.
Wir brauchen natürliche Zutaten, ich denke das hilft schon mal. Dann kümmern wir uns auch nicht in erster Linie um die Kosten der Zutaten. Als wir beschlossen die Brauerei zu gründen, hat mein Bruder die geschäftliche Seite übernommen. Damals ist er jeweils ausgetickt, wenn ich ihm die Rechnungen für Zutaten zum visieren vorgelegt habe: „Du gibst 30 Tausend Dollar aus um Vanilleschoten zu kaufen?!“ – „Das kommt wieder rein, das kommt wieder rein!“ [lacht]. Heute ist es für ihn in Ordnung, ich habe ihn zermürbt.
Zudem habe ich auf einem 120 Litersystem begonnen. Hattest du schon die Möglichkeit unsere Boca Raton Standort anzusehen? Dort steht ein verherrlichtes Heimbrauersystem mit einem 210 Liter Fass als Brauerei. Damit kannst du auch mal einen Fehlversuch produzieren und der dich nicht gross kümmern muss.

Du machst also Testversuche?

Klar, gerade heute haben wir einen gebraut. Ein Pink Grapefruit Double IPA.
Oft entnehmen wir auch einem Sud Bier, sagen wir zum Beispiel ein Blonde Ale, und versuchen etwas damit. Werfen Pink Grapefruits hinein, geben Hibiskus dazu. Einfach um zu sehen wie das wird. Nachträglich entwickle ich dann ein genaues Rezept dazu. Wenn etwas mit zusätzlichen Zutaten funktioniert hat, optimiere ich meistens auch noch das Basisrezept.
Mir wird schnell langweilig daher probiere ich immer wieder Neues aus.

Hast du denn ab und an Probleme mit der Hefe?

Ja.

Benutzt ihr spezielle Hefe?

Nein, so würde ich das nicht sagen. Es gibt immer kleine Probleme und Sachen, die wir über die Jahre gelernt haben. Als wir beispielsweise das erste Mal Früchte in der zweiten Vergärung beigesetzt haben, hatten wir anschliessend noch so viel aktive Hefe beim Abfüllen, so dass wir Flaschenbomben produziert haben. Da mussten wir dazulernen. Unterdessen geben wir die Früchte schon bei der ersten Gärung dazu, ausserdem haben wir einen Kurzzeiterhitzer um zu pasteurisieren. Wir lernen konstant neue Techniken und Wege mit solchen Problemen umzugehen.
Zurück zu deiner Frage. Ich war Heimbrauer für 20 Jahre. Ich habe Biere getauscht und dabei probiert so viele zu probieren, wie ich konnte. Und nichts stört mich mehr als ein Bier, das sich Chocolate Stout nennt und dann in keiner Weise nach Schokolade schmeckt. Darum habe ich mir zum Ziel gesetzt, dass unser Bier immer nach dem schmecken soll, was wir auf das Etikett geschrieben haben. Zumindest für mich.
Ich bin auch für subtiles zu haben, und wir führen definitiv auch subtile Biere. Aber wenn ein Bier Peanutbutter & Jelly heisst, dann soll es auch nach Erdnussbutter und Konfitüre schmecken. Oder wir brauen kein solches Bier.

Kauft ihr die Zutaten lokal ein?

Wenn wir können. Ich schaue immer zuerst in der Gegend, oder pflanze sogar meinen eigenen Rosmarin für ein Bier. Aber ich weiche auch vom Lokalen ab, wenn ich etwas Besseres von weiter her bekomme.

Wie weisst du, dass du gute Zutaten bekommst?

Es gab einmal einen Fall, wo wir ein paar hundert Kilo Kiwis gekauft haben und bei der Lieferung waren sie noch nicht reif.
Jetzt, wo wir grössere Mengen brauen, neige ich dazu gefrorene Zutaten zu kaufen. Da hat es etwas mehr Beständigkeit, da alle Früchte am Höhepunkt der Reife gepflückt und dann schockgefroren werden. Da wir natürliche Zutaten verwenden, gibt es in unseren Bieren leichte Unterschiede. Doch wenn du in den Laden gehst du dir eine Banane kaufst, schmecken die von einem Tag auf den anderen auch unterschiedlich, selbst wenn sie von der gleichen Lieferung kommen. Manchmal bemerken die Leute: „Das schmeckt aber anders!“. Ja, weil wir nicht mit Extrakten arbeiten wird das Bier nicht jedes mal genau gleich schmecken.

Was interessiert dich mehr: übliche oder exotische Zutaten?

Was mir am Reisen sehr gefällt ist, dass man neue Geschmäcker kennen lernt. Zum Beispiel ist Peanutbutter & Jelly wahrscheinlich etwas, dass ihr in der Schweiz nicht kennt und euch würde diese Kombination nicht in den Sinn kommen. Und dort wo du wohnst, würden mir Kombinationen begegnen, die mir nie einfallen würden. So lasse ich mich von so vielen Quellen wie möglich inspirieren. Das kann auch ein Süsswarenladen sein. Meine Frau ist Brasilianerin, und wenn wir dort hinreisen, probiere ich verschiedene Küchen.

Deine Biere sind auf ihre Art bereits ein kulinarisches Erlebnis. Als solches, funktionieren sie besser in Kombination mit einer Speise oder separat und alleine?

Wenn sie zusammen passen, dann klar. Aber ich bin nicht wirklich gut darin Speisen mit Bier zu paaren. Vielleicht die offensichtlichen Kombinationen. Doch auf dem Niveau von „dieser Hopfen betont die Intensität dieses Käses“, das ist ein Talent das ich nicht habe.
Unsere richtig schweren Biere sind sehr gut mit Käse und Desserts. Aber auch ein paar der kulinarisch inspirierten Biere hatte ich mit Käse und sie haben gut funktioniert.

Wenn du nicht gut darin bist Bier mit Speisen zu kombinieren, wie gelingt es dir dann Biere zu kreieren, welche gelungenerweise wie Speisen schmecken?

Nun, darin bin ich gut [lacht]. Das finde ich auch einfacher. Ich kann es probieren, bevor ich das Bier mache. Aber manchmal dauert es zwanzig bis dreissig Versuche, bis ich mit dem Resultat zufrieden bin.

Also zwanzig bis dreissig Testsude. Serviert ihr diese?

Nein, wir schütten die weg oder wir verarbeiten sie weiter. Wir haben keine Angst davor Bier wegzuschütten. Das darf man auch nicht. Selbst wenn neun von zehn sagen: „doch, das wird durchkommen“. Wenn ich einen Off-Flavour erkenne oder jemand anderes das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt, dann schütten wir das Bier weg. Viele Besucher des Taprooms, insbesondere hier in Florida, hatten noch nie zuvor ein Craft- oder ein Funky Buddha Bier. Und wenn es ihnen nicht schmeckt, dann werden sie uns nie wieder eine Chance geben.
Deswegen brauen wir die Biere zuerst in kleinen Mengen. Aber wir haben auch schon einmal 3’500 Liter weggeschüttet, weil da etwas war, was wir nicht mochten. Vor allem bei den Sauerbieren hatten wir Probleme.

Wie oft stehst du noch an der Braupfanne?

Nicht oft genug. Ich bin zwar jeden Tag in der Brauerei, überprüfe die Tanks, entscheide ob noch mehr Hefe hinzugefügt werden muss, dies und das. Und ich kreiere immer noch fast alle Rezepte, auch wenn ich die anderen Brauer experimentieren lasse. 95 Prozent der Rezepte sind von mir. Aber aktiv brauen? Nie. Und ich vermisse es.
Hin und wieder mache ich einen Homebrew, einen 20 Liter Sud.

Willy Wonka versucht einen Kaugummi zu erfinden, der zuerst wie Frühstück, dann Mittagessen und zum Schluss wie ein Abendessen schmeckt.

Das ist mein absoluter Lieblingsfilm – und auch wenn ich Tim Burton und Johnny Depp mag, musst du dir das Original anschauen. Der Neue ist Schrott.
Das Zitat dort an der Wand stammt von Willy Wonka: „Wir sind die Musikanten, wir sind die Träumer von Träumen.“

Nun, das Maple Bacon Coffee Porter ist offensichtlich das Frühstücksbier. Was ist das Mittagsessen-Bier?

Peanutbutter & Jelly.

Das Abendessen-Bier?

Gute Frage. Zum Glück haben wir nichts, dass fleischig ist, denn das wäre grässlich. Keine Ahnung welches als Abendessen taugt. Wir haben aber viele Dessertbiere.
Jedes Jahr organisieren wir den Pi-Tag, Pi wie π, 3.14. Am 14. März servieren wir alle unsere Pie [Wähen/Kuchen – Red.] Biere. Blueberry Cobble, Apple-pie, Deutscher Schokoladen Kuchen, welches wir mit Kokusnuss und Schokolade brauen. Dann brauen wir noch ein Key Lime Berliner Weisse, das sich am Zitronen Meringue orientiert.

Was machst du eigentlich am 23. April, am 500 Jahre Jubiläum des Reinheitsgebotes?

Wow. Die müssen mich aber wirklich hassen. Darum wohl mich in meinem Zimmer verstecken [lacht].
Wir sind wohl die anti-Reinheitsgebot Brauerei schlechthin. Vielleicht bedanke ich mich einfach dafür, dass sie eine Art des Brauens eingeführt haben und bitte um Vergebung.

Als wir letzten Freitag auch hier waren, und ich bin mir sicher, es wird heute wieder so sein, war der Taproom voll, es gab laute Musik und die unterschiedlichsten Personen belebten den Raum. Der scheint sehr beliebt zu sein.

Ja, er wurde sehr beliebt. Ich glaube das Timing war für einige Sachen perfekt. Als wir öffneten, gab es noch keine andere Brauerei im Broward County, eine Region mit Millionen von Einwohnern. Ausserdem sind wir in der glücklichen Lage, dass wir mit unseren Bieren viele verschiedenen Menschen ansprechen. Selbst Leute die Bier nicht mögen, wollen ein Bier probieren das wie ein Blueberry Cobbler schmeckt. Ausserdem möchten wir eine bescheidene Haltung und Atmosphäre. Und wir sind stolz darauf, eine gute Kundenbetreuung zu haben und sehr gastfreundlich zu sein.

Aus finanzieller Sicht; wie wichtig ist der Taproom?

Oh Gott, riesig! Dadurch konnten wir mehr Gärtanks und die Zentrifuge kaufen. Mit einem Vertrieb gewinnst du natürlich an Volumen. Wenn ich vor Ort 2’000 Fässer Bier verkaufe, kann im besten Fall 30 bis 50’000 Fässer vertreiben. Aber für jedes Bier das ich hier verkaufe, muss ich ungefähr 15 Biere versenden um den gleichen Profit zu haben.
Und hier haben wir auch gleich Entwicklung sowie Marktforschung: Es erlaubt uns kleinere Sude zu machen um herauszufinden, ob die Leute es mögen oder nicht. Als unser Kellermeister Angestellter des Monats war, habe ich ein Bier brauen lassen. Ich habe es versucht und es hat mir sehr geschmeckt. Er hat sich etwas Neues ausgedacht. Doch wir sind es nicht los geworden. Ein Ausschank im Taproom ist eine tolle Möglichkeit Sachen auszuprobieren.

Ich bin nicht ganz sicher, ob ich mich recht erinnere aber ihr seid nun die grösste Craft-Brauerei in Florida?

Nein, nein, in Südflorida.

Wo beginnt der Süden?

[Lacht] Gute Frage. Ich würde sagen bei Palm Beach und West Palm Beach. Von hier aus kannst du also noch ungefähr einenhalb Stunden nordwärts fahren und wärst noch immer im Süden. Dann kommt Zentralflorida, Tampa zählt da auch noch dazu obwohl es an der Westküste liegt. Die Ost- und die Westküste Floridas sind sehr unterschiedlich.

Welche Brauerei ist denn grösser?

Cigar City hat das grössere Volumen. Wer noch? Ich würde Yuengling sagen, aber die kann man wohl nicht mehr zu Craft zählen. Dann gibt’s noch die Florida Brewing Company, die brauen viel im Auftrag. [Zum Beispiel Duff und spezielle Harry Potter Biere die im Universal Freizeitpark angeboten werden – Red.]

Wo erhält man eure Biere? Vor allem in Florida?

Eigentlich ausschliesslich in Florida. Mikkel schreibt mir Emails. Während ich also nicht ans CBC gehe, schicke ich Biere dorthin. Ich glaube nicht, dass die am Festival ausgeschenkt werden, aber in den Bars darum herum.
Ich schicke also ab und an Biere an Festivals. Sonst gibt’s uns zu 100% nur in Florida.

Würdest du das gerne ändern?

Ja, klar. Aber ich möchte unsere Distribution nicht erweitern und damit die Belieferung in Florida damit zu gefährden. Oder in einen anderen Staat zu erweitern und dann zu merken, dass die Nachfrage viel zu gross ist und uns dann wieder zurückziehen zu müssen. Darum würde ich also lieber zuerst ein grösseres Sudhaus bauen und erst dann an eine Erweiterung der Distribution denken.

Plant ihr denn ein grösseres Sudhaus?

Ja. Wir sind gerade am Planen.

Es sieht wie ein wiederkehrendes Muster; alle Brauereien mit denen ich spreche sind gerade dabei etwas Neues anzuschaffen, und wenn das passiert ist steht schon wieder die nächste Erweiterung bevor.

Ja, das ist schon non-stop. Macht aber ebenfalls Spass. Unser grosses Projekt war die Küche und das Bankettzimmer im Taproom zu eröffnen. Nun da dies gemacht ist fragen wir uns schon wieder: Was kommt als nächstes? Wir haben hier über 5’000m2 übernommen. Vielleicht bauen wir eine Distillerie oder beginnen mit Cider. [lacht]

Warum gibt es so viele gute Brauereien in Florida?

Gute Frage. Aber ich denke du kannst in jeden anderen Staat gehen und findest jemanden der sehr gutes Bier macht. Das finde ich grossartig. Das hättest du jedoch vor fünf Jahren über Florida noch nicht sagen können.
Gut es gab Cigar City, es gab auch Saint Somewhere, die haben ziemlich gute Biere gemacht. Es gab auch noch Dunedin. Aber für einen so grossen Staat mit so vielen Millionen Einwohner… Florida ist immer einen Schritt im Verzug. Alles Neue startet in New York und tröpfelt dann langsam nach Florida runter, oder startet in Kalifornien und macht dann den Weg bis hierher. In Florida gibt es halt auch viele Rentner und alte Leute. Aber wir holen auf und kommen langsam auf ein gutes Niveau.

Was hat denn geändert in den letzten fünf Jahren?

Ich denke viele Leute hier waren Heimbrauer und haben sich die Entwicklung im Land angeschaut und sich gewundert, was hier unten denn genau anders ist.

Wie ist denn die Gemeinschaft zwischen den Brauern?

Die ist gut. Wir kämpfen immer noch gegen einen grösseren Feind, die Macro-Brauereien, zm Glück. Ich bin etwas beunruhigt, denn ich glaube in den nächsten Jahren wird es Wechsel geben. Ich denke es wird der Moment kommen, wo die Craftbrauer einander die Zapfhahnen in den Bars und Restaurants streitig machen werden, denn die sind beschränkt. Im Moment kann man noch sagen “nimm doch das Budweiser, nimm doch das Miller Lite raus”. Bald wird es aber wohl heissen “nimm doch das Funky Buddha, nimm doch das Cigar City raus”. Nicht jeder wird ein faires Spiel spielen.
Funky Buddha gibt es weil es vorher andere Brauereien gab. Cigar City hat uns geholfen, wie auch Tequesta. Sie haben mir gezeigt, wie ich das erste System aufbauen soll. Als wir gebaut haben, dachten wir zuerst an ein 1800 Liter System. Joey von Cigar City hat mir gesagt “wenn ihr das macht, seit ihr schon zu klein bevor ihr überhaupt öffnet”. Er hätte mich nicht darauf hinweisen müssen, sondern sich sagen können “macht doch nur, und produziert weniger Bier”. Diese Hilfsbereitschaft gibt es in anderen Industriezweigen nicht. Ein Teppichverkäufer sagt einem anderen Teppichverkäufer auch nicht “Hey, mach das bloss nicht, du wirst Geld verlieren”. Ich hoffe das wird so bleiben, weiss es aber nicht.

Wird Cigar City an Budweiser verkauft? [Unterdessen wurde Cigar City verkauft – lies mehr hier]

Kein Kommentar! [lacht]
Ich weiss es nicht. Würde es mich überraschen? Nein. Es wird momentan mit grossen Geldbündeln herumgewedelt.

Ja, wie die Milliarde die für Ballast Point bezahlt wurde.

Und wenn du schaust, dass Goose Island vor fünf Jahren für 34 Millionen verkauft wurde. Und die haben in etwa die gleiche Grösse! Ich denke schon, dass solche Zahlen die Leute zum Nachdenken und zum Erwägen bringen. Die Branche, die ganze Braulandschaft ändert sich gerade. Budweiser kauft all die Craft-Brauereien auf. Das passiert, weil Craft langsam ihr Segment zu übernehmen beginnt. Ein kleines Bisschen, bis jetzt. Nächstens wird also Budweiser zu einer Bar gehen können und sagen: “Wenn du Budweiser willst” – und es will noch immer jede Bar Budweiser anbieten – “wirst du auch diese sechs Craftbiere anbieten müssen, und die gehören alle auch zu uns”. Sie werden andere Marken auspressen können. Sie werden die Möglichkeit haben ein Sixpack IPA für 5.99$ anzubieten.
Davor fürchten sich einige Leute und kassieren die Angebote ein. Die sagen sich “ich war jetzt 20 Jahre dabei, die Branche ändert sich jetzt, ich nehme die Milliarde Dollars”.

Was war denn der höchste Preis der dir angeboten wurde?

Das ist witzig: Langsam kommen die Leute zu uns. Aber da denke ich im Moment noch nicht mal darüber nach. Ich liebe was ich mache. Ich habe das auch gestartet in der Hoffnung, dass eines meiner Kinder das Geschäft mal übernehmen wird. Meine Tochter hat jedoch Null Interesse, ich setze also meine Hoffnungen in meinen zwei Jahre alten Sohn.
Aber es wird wohl Angebote geben, und zwar nicht weil wir Funky Buddha sind, sondern weil jede Brauerei zu einem bestimmen Angebote bekommt. Zumindest war das in den letzten Jahren so. Und dann, wer weiss schon. Es ist ein bisschen wie die Technologie-Blase vor ein paar Jahren, wo absurde Beträge für Firmen geboten wurden, die nicht wirklich diesen Wert hatten.
Ob das passieren wird? Ich weiss es nicht. Das müssen gescheitere Leute, als ich es bin beantworten.
Wenn mir also jemand eine Milliarde anbieten würde, würde ich wohl einschlagen. Ich wäre in der Lage für viele Leute zu sorgen. Es wäre beleidigend ein solches Angebot auszuschlagen.

Walfisch jagt [Whales, also Wale sind Slang für sehr seltene und beliebte Biere – Red.]

Ja, ich war auch einmal ein Walfischjäger.

Welcher Wal würde dich heute noch begeistern?

Ganz ehrlich, alle Biere von denen andere begeistert sind, faszinieren mich. Ich möchte wissen, warum all die Leute sich mit ihrem Lobgesang überschlagen. Glücklicherweise sind wir ein Teil der Branche, so dass wir jetzt nicht mehr anstehen müssen.
Vor ein paar Jahren, da war Toppling Goliath der Hype. Ich dachte mir: “alle reden darüber, lass mich mal sehen ob sich die Biere lohnen… heilige Kuh! Ja, dafür lohnt es sich so lange anzustehen!”
Darum nimmt mich immer wunder, worüber die Leute gerade abhypern. Und es gibt keinen Bierstil den ich nicht mag. Nun ja, vielleicht die aggressiv essigsauren Biere. Ich liebe Cantillon, aber nach der Hälfte der Flasche greife ich nach Rennies. Aber natürlich höre ich nicht mit dem Trinken auf, denn dafür sind die Biere zu gut. [lacht]
Unterdessen tausche ich keine Biere mehr. Als jemand ‘mal vorgeschlagen hat, dass ich doch meine eigenen Biere tauschen sollte, fand ich das auch eher komisch. Aber ich finde es super wenn es andere machen. Da ich selber einmal getauscht habe, finde ich es unglaublich, dass Leute mir erzählen: “Ich hab einen Dark Lord für ein Maple Bacon erhalten”. Wow!! Das ist einfach unglaublich.

Wie ich auf dem Bildschirm sehe, limitiert ihr den Verkauf einiger Biere: Man kann nur vier Last Snow Flaschen kaufen.

Ja, wir wollen keine Hamsterkäufe. Ich möchte, dass Leute die ein neues Bier probieren möchten, dieses auch bekommen können. Wenn die Biere einen Tausch zu einem ersehnten Bier ermöglichen, finde ich das super! Ich möchte aber gleichzeitig, dass jemand der noch nie ein Maple Bacon hatte, dieses probieren kann. Also limitieren wir den Verkauf. Vorallem weil wir auch mit der Nachfrage nicht mithalten könnten. Gut: “Braut doch einfach mehr!”. Aber dann könnte ich ein anderes Bier nicht mehr brauen und wenn wir zu viel davon brauen, würde das Bier die Leute überhaupt noch interessieren?

Der Name “Funky Buddha” stammt vom ursprünglichen Lokal.

Ja. Ich kann dir da auch keine gute Story erzählen. Ich müsste mir wohl mal was zusammenreimen. Als ich das Lokal in Baco Raton kaufte, war dort die “R+R Tea Bar and Funky Buddha Lounge”. Es war eine Wasserpfeifen und Teebar. Den “R+R”-Teil habe ich gestrichen, die Wasserpfeifen und den Tee habe ich behalten und sofort Craftbier ins Angebot genommen.

Welche Gründe hättest du heute Funky Buddha erneut als Namen zu wählen?

Gute Frage. Ich mag die buddhistische Philosophie. Einen solchen Namen zu haben, hat mich fast schon dazu gezwungen, mehr darüber zu lernen, weil die Leute mich definitiv danach fragen würden. Wir verkörpern das jetzt teilweise, wir sind funky, ein bisschen anders, aber hoffentlich bejahend und friedlich.

Wer arbeitet hier?

Viele Leute unterdessen. Als wir begonnen haben, hatten wir vier Angestellte in der Lounge. Nun haben wir 140. Aus der Familie sind mein Bruder und unsere beiden Frauen dabei. Wir sind wirklich ein Familienunternehmen.

Letzte Frage: Welche fünf Biere müsste man trinken bevor man stirbt?

Im Moment bin ich bei den Berliner Weisse, das Beste das ich hatte war von New Glarus. Was mich zu Berliner Weisse geführt hatte war das Hottenroth von The Bruery und das Festina Pêche von Dogfish Head.
Ich werde nun aber nicht fünf Berliner Weisse aufzählen, weil wenn du schon stirbst möchtest du ja gutes Zeug trinken.
Als nächstes ein Imperial Stout. Es gab eine Zeit als es für mich nur Imperial Stouts gab. Ich mag sie dickflüssig, so dass du fast einen Löffel brauchst. Die ganz Grossen, wie Dark Lord oder Black Tuesday auch das Marshal Zhukov’s Imperial Stout von Cigar City ist unglaublich. Ich würde aber hier das Hunahpu auflisten. InBev oder nicht InBev.

Das erwähnst du doch nur, weil du nicht dafür anstehen musst.

[lacht] Das stimmt. Aber ich musste früher auch anstehen, da war ich der Typ in der Schlange.
Dann das Sierra Nevada Pale Ale. Für mich ist es der Inbegriff eines Pale Ale und dazu der Startpunkt für die IPAs.
Nun möchte ich noch etwas nicht-Amerikanisches. Westvleteren XII ist zu einfach. Natürlich ein grossartiges Bier, aber darüber sprechen alle schon.
Stille Nacht oder Rochefort 10. Ja, das ist es wohl.
Ich probiere nun an etwas mehr Kulinarisches zu denken, etwas ein bisschen anderes. Das letzte Bier ist “Melt my Brain” von Shorts Brewing. Shorts hatte grossen Einfluss auf mich und bringt alles mit was ich als Brauer erreichen wollte: äusserst kreativ und durch Kulinarik beeinflusst, ohne wirklichen Grenzen und Restriktionen.
Das erwähnte Bier schmeckt genau wie Gin und Tonic. Ich weiss für manche ist das Blasphemie, aber für mich ist es genau das was mich an Bier fasziniert: eine weisse Leinwand und unendlich viel Inspiration etwas daraus zu machen.

Westcoast oder Eastcoast IPAs?

Für mich eher Eastcoast. Ich trinke beide und es kommt auch auf die Stimmungslage an. Ich mag die Trockenheit der Westcoast IPAs, bin aber nicht immer für die superharzigen und, wenn mit Simcoe gehopften, katzenpissigen Biere zu haben. Da bevorzuge ich ein tropisches Mosaic IPA. Und ich liebe die Hopfen aus Neuseeland, wie Nelson Sauvin.

Könnt ihr den noch einkaufen?

Wir können und wir haben. Werden aber wahrscheinlich kaum mehr vor 2021 erhalten. Es ist sehr schwierig und er ist teuer. Das ist im Moment sowieso das schwierigste in der Branche: Für Hopfen musst du Jahre in die Zukunft planen. Letzthin kam ein Typ einer Hopfenfarm mich besuchen. Das ist momentan ein gutes Business.

Das Interview fand am 19. Februar 2016 im Funky Buddha Taproom in Oakland Park statt.

One comment
  1. J Rome

    Great interview. Thanks! In a way, I find it comforting to read that Funky Buddha isn’t just able to create these flavours. More like hard work from a talented perfectionist ;-). The beers are beautiful, and I look forward to try more…

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