Loading...

Interview mit Johnathan Wakefield von J.Wakefield Brewing

Er wird auch der Meister der Berliner Weisse genannt. Seine Brauerei fügt sich passgenau in den Stadtteil Wynwood in Miami ein. Ja, die Begeisterung über die J.Wakefield Brauerei ist gross. Johnathan Wakefield hatte kaum Zeit sich zu setzen und mit uns zu sprechen, denn da waren Flaschen, die abgefüllt werden mussten, die Läutertemperatur musste überprüft werden. Angesichts von all dem sind wir besonders glücklich darüber, euch das folgende Interview zu präsentieren.

Welches deiner Biere hättest du Beerhunter Michael Jackson serviert?

D.F.P.F., unser Drachen-/Passionsfrucht Berliner Weisse. Die Farbe ist sehr beeindruckend. Sie ist leicht Rosa wie Fuchsia. Desweiteren ist es ein schön ausgewogenes Bier, mit der Säure der Milchsäurebakterien, ausbalanciert mit der Süsse der Früchte.

Ihr braut aber noch weitere Sauerbiere?

In diesem Jahr werden wir wohl mindestens 25 verschiedene Sauerbiere produzieren. Doch die zwei Biere für welche ich bekannt bin, sind D.F.P.F. und Miami Madness.
Letztes Jahr brauten wir verschiedene Berliner Weisse, eines mit Jeppe von Evil Twin, dem wir Kaffee und Schokolade zugefügt haben, eines mit All In Brewing, mit Erdbeeren und Rhabarber und ein anderes mit Other Half aus New York, mit Kumquats und Sternfrucht [auch bekannt als Karambola – red.].
Doch nicht alle unsere Biere sind Collabos. Wir machen viele verschiedene Versionen unserer regulären Berliner Weisse. Wir spielen mit 500 Liter Suden, um herauszufinden wie etwas schmeckt. Wenn es beim Publikum ankommt, dann brauen wir einen grösseren Sud.

Braut ihr jeden Tag?

Unterdessen schon, da wir einen grossen 53 Hektoliter Gärtank haben. Um diesen zu füllen, müssen wir drei Mal brauen. Entsprechend fahren wir circa drei bis vier Sude pro Tag.

Erzähl mir ein bisschen etwas über die Brauerei, die Meilensteine.

Am 28. Februar feierten wir das grosse Eröffnungsfest. Es dauerte eineinhalb Jahre, in denen wir uns mit dem Staat und der Stadt, den Bauunternehmen und Bauarbeiter rumschlagen mussten.
Wir haben im letzten Jahr knapp 1’800 Hektoliter produziert. Wir produzieren ein umfangreiches Sortiment an Bieren, im letzten Jahr waren es etwa 30 verschiedene. Diese Zahl möchten wir in diesem Jahr auf 50 erhöhen. Und dazu werden wir in diesem Jahr wohl knapp 4’200 Hektoliter produzieren, also mehr als doppelt so viel wie im letzten Jahr.
Der Anteil an Sauerbieren betrug letztes Jahr etwa 15 Prozent. Diesen steigern wir in diesem Jahr auf 30 Prozent. Dafür haben wir ein Sauerbier-Programm gestartet, mit Brettanomyces sowie einem Fasslagerungs-Programm.

Wie viele Leute arbeiten hier?

In der Brauerei arbeiten vier Leute, inklusive mir. Dann haben wir jemanden im Verkauf und acht Leute im Taproom.

Wie gross ist eure Unterkapazität?

Oh [seufzt]. Massiv. Wir könnten gut zwei weitere Leute gebrauchen. Und wir hätten trotzdem nicht die Produktionskapazität um die Nachfrage zu stillen: Wir können gar nicht genug Bier produzieren. Deswegen habe ich den grösseren Gärtank gekauft, nur um ausreichend El Jefe Hefeweizen und IPA zu haben.

Wo sind eure Biere erhältlich?

Wir vertreiben sie nach Fort Lauderdale, Palm Beach, Miami, Key West. 200 Kunden führen uns. Das ist alles in Kegs, abgesehen von den Releases in Flaschen, wie D.F.P.F. und die im Fass ausgebauten Biere. Die füllen wir auch ab und behalten einen Keg zum Ausschenken in der Brauerei.
Wir prüfen aktuell den Vertragsbrauer Brew Hub in Lakeland, wo auch Cigar City brauen lässt. Die brauen nichts für sich selber, sondern ausschliesslich auf Auftrag. Sie übernehmen das Abfüllen in Flaschen oder Büchsen für Leute wie mich, die keine Kapazitäten dafür haben. Wir überlegen uns, 950 Hektoliter mehr zu produzieren, ausschliesslich für Flaschen und Büchsen.
Unsere Flaschenabfüllanlage brauchen wir nur für limitierte Biere. Ich könnte keine 53 Hektoliter abfüllen. Das würde Wochen dauern.

Du würdest sie damit beauftragen, deine Flagship-Biere zu brauen?

Das ist der Plan. Und sie in Büchsen abzufüllen: Hop For Teacher, unser IPA und El Jefe, unser Hefeweizen mit Kokosnuss. Wir haben auch an 24th Street Brown gedacht. Das sind die Biere, welche wirklich sehr beliebt sind. Unser Amber Bier folgt mit kleinem Abstand.

Aus der Perspektive eines Europäers finde ich Amber faszinierend, dass zum Beispiel ein Fat Tire in den USA extrem beliebt ist.

Ja, das Bier ist einem Oktoberfest-Bier ähnlich, einfach eine Amerikanische Version. Es ist zwar ein Ale und kein Lager, aber es hat ein ähnliches Profil, eine ähnliche Malzigkeit und ist nicht sehr bitter.
Doch niemand ausser mir braut hier ein Amber. Das gleiche gilt für Brown Ale, das auf diesem Markt auch niemand sonst braut. Cigar City hat eines im Sortiment, doch die sind vier Stunden entfernt. Mir haben Brown Ales immer geschmeckt, und ich mochte auch immer das Maduro Oatmeal Brown Ale. Entsprechend einfach war der Entscheid, mein Eigenes zu brauen. Und die Leute lieben es.
Wir haben aktuell ein Berliner Weisse in einem Gärtank, welches wir wohl in Büchsen abfüllen werden. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das jemals bei einem Auftragsbrauer machen würde, weil da doch viel von meinem Hauszeug drinnen ist. Deswegen kaufen wir wohl eine kleine Büchsenabfüllung-Anlage um unsere Berliner in Büchsen abzufüllen. Wir leben hier in Miami. Was gäbe es Grossartigeres als am Strand ein Bier mit 3.5% zu trinken, von dem man entsprechend viel trinken kann.

Was ist dein “Hauszeug”?

Mein Haus-Hefestamm und Bakterien welche ich verwende. Die geben meinem Berliner die Charakteristik, welche es von anderen unterscheidet.

Woher hast du die erhalten? In der Nachbarschaft mit einer Petrischale rumgerannt?

Im Prinzip [lacht]. Vor etwa sieben Jahren habe ich damit begonnen, diesen Stamm aufzuziehen. Seit da halte ich ihn am Leben und habe ihn irgendwann hierher gezügelt. Er hat sich seither natürlich verändert, aber er gibt unseren Berliner eine Art Unterschrift, die leicht ausserhalb der klassischen Parameter liegt. Die Malzzusammensetzung und wie wir das Bier brauen, ist jedoch sehr klassisch: 50 Prozent Weizen, 50 Prozent Malz, dreistufiges Maischverfahren.
Ich habe unsere Hauskultur auch nach New York genommen und bei Captain Lawrence verwendet. Da wir das Bier aber gekocht haben, ist sie abgestorben. Ich habe auch den BrewDog Typen in Schottland dabei geholfen, ihr Sauerbier-Programm aufzuziehen. Ich glaube dazu gibt es viele Tweets und Instagram-Fotos, jetzt wo sie damit beginnen Berliner Weisse auf den Markt zu bringen. Das basiert alles auf meiner Hauskultur.

Wie ist das passiert?

BrewDog sind nach Miami gekommen um hier die Show Brew Dogs in Wynwood zu filmen. Ich komme in der Folge auch vor, und sie haben die Brauerei als die Beste in Miami gelistet.
Ich meine aber, dass sie das Format der Show jetzt ändern werden. Es soll wohl mehr ein Wettbewerb werden, zwischen einem Homebrewer und einem professionellen Brauer. Also fast wie Iron Chef. Das hab’ ich wenigstens so gehört, die Details können auch anders sein.

Möchstest du jeweils etwas kreieren, das einfach zu trinken ist oder lieber etwas, das bis an die Grenzen des Möglichen geht?

Früher hab ich immer insistiert, dass ich kein Amber Ale oder Blonde brauen werde. Doch wenn man zu Hause braut, dann vor allem für sich selber, geht an die Grenzen und macht was auch immer man machen möchte. Das mache ich hier zwar auch, aber ich braue auch Biere welche die Leute trinken möchten.
Aber wir experimentieren immer noch und machen Testsude, zum Beispiel haben wir heute ein Stout mit Dulce de Leche [eine Creme aus Milch, Zucker und Vanille – red.] gebraut. Die Würze hat fantastisch geschmeckt! Und wie bereits erwähnt, haben wir auch schon Schokolade und Kaffee einem Sauerbier zugefügt: Das war eine Berliner Weisse mit acht Prozent, in welche wir Kakaobohnen und Kaffee reingeworfen haben. Es gab zuvor bereits ein paar Berliner Weisse mit Kaffee, zum Beispiel hat Brewski eines gebraut. Aber ich glaube nicht, dass jemand vor uns ein Berliner mit Kaffee und Schokolade gebraut hat. Entsprechend versuchen wir auch an die Grenzen zu gehen.

Auch mit deinen Flagship-Bieren?

Davon haben wir auch verschiedene Versionen hergestellt. Wir stehen auf Comic Books: Miami hat eine Comic Book Messe, für welche wir ein Pfirsich IPA und ein anderes Mal ein Apfel Zimt IPA gebraut haben. Im Juni findet die nächste Durchführung statt, und wir müssen uns etwas Neues überlegen. Sie mögen IPA, also wird es irgend eine IPA-Version sein.
Das El Jefe lasse ich aber in Ruhe. Da ist bereits Kokosnuss drinnen, noch mehr damit rumspielen könnte zu viel sein. Vom Brown Ale machen wir sehr viele verschiedene Versionen. Es ist ein grossartiges Grundbier um damit zu spielen, und es lässt viele Variationen zu.

Was hat dich dazu bewegt, nicht mehr nur Homebrewer sondern Profibrauer zu sein?

Homebrewing war für mich, wie für jeden anderen auch, ein Hobby. Ich nahm immer mehr an Festivals Teil, und bald begannen die Leute nach mehr meiner Biere zu verlangen. Irgendwann wurde dann daraus: Hey, du solltest eine Brauerei eröffen. Irgendwann meinte ich: Okay.
Ich habe meine Stelle gekündet und ging zu Cigar City arbeiten – das war vor über drei Jahren. Darauf ging ich kurz zu Stone, bevor ich dann hierher zurück kam und die Brauerei eröffnete.

Auch Ryan von Funky Buddha hat Cigar City erwähnt, die Gemeinschaft scheint also zu funktionieren.

Die sind sehr empfänglich und offen: Ich habe ihnen mit meiner Arbeitskraft geholfen, und sie haben mir dabei geholfen zu lernen wie man professionell braut. Wir hatten beide etwas davon.
Ich kenne Joey und Lane schon seit sie die Brauerei eröffneten, damals 2009. Damals war ich noch ein Bier Geek, der zuhause gebraut hat. Für jeden Bier-Release bin ich nach Tampa gefahren, also jedes dritte Wochenende, den ganzen Weg von Miami nach Tampa.

Wie sieht es mit der Gemeinschaft hier in Wynwood aus?

Die wächst, und auch die Gegend ist am Wachsen. Die Wynwood Brauerei war die erste hier und besteht seit zwei Jahren. Dann ist da noch M.I.A. Brewing, die sind aber weiter entfernt in Homestead. Ich glaube die gibt’s schon länger als Wynwood. Danach kamen wir, und im letzten Jahr hat Concrete Beach eröffnet.

Das alles ist, angesichts der Grösse von Miami, erst spät passiert.

Sehr spät. Ich liebe Miami und ich lebe schon mein ganzes Leben lang hier. Doch Miami hinkt allem immer hinterher. Nicht nur bezüglich Bier, auch bezüglich Essen. Die Food Truck Szene hat hier drei oder vier Jahre später als im Rest des Landes angefangen. Auch die Idee vom “Farm to table” begann hier viel später als an anderen Orten. Gleich war es beim Bier, obwohl wir hier schnell nachholen.

Hast du eine Erklärung dafür, weswegen Miami allem immer hinterher hinkt?

Nein, nicht wirklich. Vielleicht sind wir so weit im Süden, dass es einfach eine Frage der Geographie ist, warum hier alles zuletzt ankommt. Doch jeder unterstützt jeden, und Bier hat definitiv Fuss gefasst, angesichts des stabilen Kundenstamms den wir haben. Und Funky Buddha hebt ab – die sind unterdessen riesig. Entsprechend glaube ich, dass es von nun an nur noch grösser wird.
Es hat mich immer wahnsinnig gemacht, wenn ich nach San Diego gereist bin, eine Stadt mit zwei Millionen Einwohnern und 120 Brauereien. Miami hat sieben Millionen Einwohner und fünf Brauereien. Deswegen war ich mir sicher, dass hier ein Wachstumspotential vorliegt. Ich bin mir sicher, dass mehr Brauereien dazu kommen und ich möchte das auch.
Aktuell stehen drei, wenn nicht sogar mehr, Brauereien in Miami kurz vor der Eröffnung. In den nächsten fünf Jahren wird die Zahl auf zwanzig Brauereien anwachsen. Das wäre grossartig. Gleichzeitig aber könnte diese Gegend noch viele Brauereien mehr tragen; auch angesichts, dass Miami ein Schmelztiegel von Kulturen und Gemeinschaften ist, mit Leuten aus Südamerika sowie Leuten aus dem Norden die hierher kommen.

Was meinst du wird dein Platz in der Szene sein, wenn Miami fünfzehn Brauereien hat?

Wir sind an der Spitze. Die fünf Brauereien, welche in den letzten zwei Jahren eröffnet haben, werden immer noch hier sein, einfach grösser als sie das jetzt sind.

Würdest du eine Nische besetzen?

Ich möchte, dass die Brauerei so bleibt wie sie ist, eher ausserhalb des Normalen. Wenn ich ständig nur klassische Stile und klassische Interpretationen brauen müsste, würde es mir langweilig werden. Das würde nicht zu mir passen, da ich ständig etwas Anderes ausprobieren möchte.
Selbst wenn wir irgendwann aus dieser Lokalität hinauswachsen, möchte ich den Standort beibehalten. Wir werden noch eine lange Zeit hier bleiben, aber irgendwann werden wir einen neuen Ort benötigen, um unsere Standardbiere zu brauen. Dann werde ich diese Lokalität in eine für Experimente verwandeln, für mehr Sauerbiere und Biere ausserhalb der Norm.

Du hast die kulturelle Durchmischung bereits angesprochen, und ich habe gehört, dass Miami als die inoffizielle Hauptstadt der Latinos bezeichnet wird. Wie zeigt sich das bei deinen Gästen?

Das zeigt sich deutlich. Ich meine, dass die Mehrheit unsere Gäste Lateinamerikanisch ist. Und einen Teil des Einflusses kannst du in unseren Bieren erkennen: Dulce de Leche ist typisch für Argentinien und Uruguay. Wir brauen oft mit Drachenfrucht oder Passionsfrucht, Mangos oder Guava. El Jefe ist auch ein sehr an Miami angepasstes Bier. Wenn man die Kokosnuss weglassen würde, wäre es ein sehr klassisches Hefeweizen. Da ich kein grosser Fan von Nelken bin, schaue ich, dass das Bier eher Bananen-Ester entwickelt. Mischt man nun die Kokosnuss mit diesen Bananen-Esters, kommt dabei dieses tropische Hefeweizen heraus, das sehr zu Miami passt. Auch weil wir hier so weit im Süden und nicht so weit weg von der Karibik sind.

Und hier in Florida zu sein, macht die Beschaffung von solchen Früchten sicherlich einfacher.

Absolut. Ich wohne nur 30 Minuten von den Landwirtschaftsgebieten entfernt, dort wo alle Früchte wachsen. Für mich ist es also nicht so aufwändig diese Biere zu brauen. Wäre ich in Michigan, wäre das viel schwieriger. Aber sollte ich ein Kirschen Bier brauen wollen…

Hast du direkte Geschäftsbeziehungen mit Bauern?

Klar. Gerade heute ist einer vorbei gekommen und hat uns Sternfrucht und Kumquats geliefert. Und unsere Treber können wir an einen Bauern abgeben.

Während wir hier miteinander sprechen, schaut Mr. Vader auf uns herab. Was kannst du uns über die Kunst in deiner Brauerei erzählen?

Ich bin ein riesengrosser Star Wars und Comic Books Fan. Wir haben die Laterne von Green Lantern und den Ring. Wir haben Thor’s Hammer und ein Captain America Schild.
Die Nachbarschaft ist sehr eklektisch und tief mit Kunst verwurzelt. Als wir die Brauerei eröffnet haben, habe ich eine lokalen Künstler eingeladen um ein Wandbild zu malen. Es dreht sich um Star Wars, und ich wollte etwas im Zusammenhang mit der Szene im Wirtshaus. Mir gefällt das Bild sehr. Und auch wenn uns das mehr Aufmerksamkeit beschert hat, war es vor allem etwas das ich selber haben wollte.

Du hast dir eigentlich deine eigene Männerhöhle gebaut.

Ja! [lacht] Aber genau das wollte ich. Wenn ich an meinem eigenen Ort abhänge, dann möchte ich, dass es mir dort auch gefällt.

Du hast erzählt, dass ihr am Samstag Flaschen verkauft. Wie viele Whalez [Slang für rare Biere – red.] Jäger werden aufkreuzen?

Für dieses Bier wahrscheinlich ziemlich viele, da es eines unserer am besten bewerteten Biere ist. Auf Ratebeer wurde es zu einem der besten 50 neuen Biere der Welt erklärt. Dafür haben wir einen Ratebeer-Award erhalten, dann einen für die beste neue Brauerei in Florida und einen für die zweitbeste Brauerei weltweit.
Diese Awards zu bekommen hat mich schockiert. 2015 gingen 5’600 neue Brauereien auf. Die Nummer zwei zu sein ist einfach…

So eine grosse Überraschung kann das aber nicht gewesen sein, hast du doch immer viel Anerkennung erhalten.

Klar. Ich habe Freunde in Schweden, und wir liefern Bier dort hin. Sie kommen mich auch besuchen. Auch die BrewDog Typen wollen, dass ich exportiere, dafür mache ich aber nicht ausreichend Bier. Die Brauerei ist mehr als ein US-Ding. Obschon die Leute hier uns gut kennen, haben wir eine grössere Reichweite, und das ist auch gut so.

Was würdest du zuerst tun: Neue Kunden in den USA annehmen oder Biere in andere Länder liefern?

Wir haben bereits Kunden ausserhalb von Florida, da Miami immer noch ein wachsender Markt ist. Von unseren zwei Kernbieren können wir nicht genug herstellen. Wir produzieren aber noch viele weitere Sorten. Diese in einem noch jungen Markt los zu werden, ist schwierig. Wir produzieren Biere de Garde, Hefeweizen, Belgische Quad, Tripel und Dubbel. Viele Leute hier in Florida haben noch nie etwas von diesen Bierstilen gehört.
Deswegen mussten wir diese in Märkten verkaufen, welche schon mehr Erfahrung haben. Entsprechend liefern wir Biere nach San Diego und haben ständig Lieferungen nach New York City und Richmond, Virginia ans Mekong Restaurant. In New York beliefern wir Tørst, wo wir im November ein Taptakeover durchführten. Ich werde bald wieder nach New York reisen, mit Other Half brauen und nochmals einen Taptakeover durchführen.

Ihr wart für die Copenhagen Beer Celebration vor zwei Jahren und auch im letzten Jahr angekündigt, habt aber beide Jahre nicht teilgenommen. Entsprechend meine Frage: Werdet ihr in diesem Jahr dabei sein?

Mikkel hat mich in diesem Jahr nicht eingeladen. Vor einem Jahr haben wir gerade erst die Brauerei eröffnet, weswegen es für mich absolut unmöglich war die Brauerei zu verlassen. In diesem Jahr wäre es ein bisschen einfacher gewesen. Aber das Timing war schlecht, weil die CBC fast zeitgleich mit unserer CBC [Craft Brewer’s Conference – red.] stattfindet. Ich werde in Philadelphia sein und müsste direkt von da nach Dänemark fliegen.
Vielleicht werde ich aber in Kopenhagen sein und wenn nicht ich, dann zumindest meine Biere. Ich nehme an einem von Jeppe organisierten Anlass teil. Er führt das Sour&Bitter Fest am 12. Mai durch. Dafür sende ich 20 verschiedene Kegs von Sauerbieren nach Dänemark. Jeppe meint nun, ich müsse auch kommen, und ich werd’s versuchen.

Was wirst du am 23. April 2016 machen, am 500 Jahre Jubiläum des Reinheitsgebotes?
Wir brauen ein Lager. Jetzt hätten wir nämlich die Lagerkapazität.

Wir haben schon einmal ein Lager gebraut, einen Doppelbock. Und ich habe sehnlichst auf die grösseren Tanks gewartet, damit wir öfters Lager brauen können, zum Beispiel ein Pilsner oder einen weiteren Doppelbock. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, weswegen ich unbedingt mehr Lager brauen möchte.
Somit ist das vielleicht genau der richtige Zeitpunkt für ein Pilsner. Ich hätte da tollen Bavarian Mandarina Hopfen.

Wie einfach ist es für dich an Hopfen zu kommen?

Wir konnten ganz gute Verträge abschliessen. Natürlich bekomme ich keinen Nelson oder Galaxy, aber ich habe tonnenweise Citra und Mosaic. Ich brauche tonnenweise Citra, weil das der Hauptbitterhopfen in unserem IPA ist. Zum Mosaic sind wir per glücklichem Zufall gekommen, und wir haben gerade erst ein Pale Ale mit Mosaic gebraut.

Für mich gibt es ein bisschen einen Herdentrieb: Eine Hopfensorte taucht auf, alle loben den Hopfen in den Himmel und benutzen ihn, bevor er wieder verschwindet, sobald der nächste Hopfen auftaucht.

Das passierte im letzten Jahr mit Equinox und Azacca. Ich konnte Equinox bekommen und es ist wirklich ein toller Hopfen. Aber wird er Citra ersetzen? Ich glaube nicht.
Es gibt ständig neue Hopfensorten. Also rufe ich meinen Hopfenlieferanten an und frage: Was gibt’s Neues? Welche Aromen? Es ist fast wie in einem Süsswarenladen. Und basierend auf diesem Gespräch musst du die Hopfen für das nächste Jahr bestellen. Und einige der Sorten werden super beliebt, unter all den weiteren Sorten die veröffentlicht werden.

Manchmal tut mir Cascade fast leid. An Cascade ist doch nichts auszusetzen.

Und ich verwende Cascade immer noch oft. Es ist ein grossartiger Hopfen. Das Gleiche gilt für Centennial. Die Leute haben diese Hopfen wegen Galaxy, Nelson, Mosaic und Equinox fast vergessen.

Ja, es gibt so viele grossartige, fast vergessene Hopfensorten wie Warrior oder Galena.

Die verwende ich beide. Ich verwende auch immer noch eine Menge von Magnum, Fuggles oder Hallertau. Ich verwende auch viele Nobelhopfensorten.

Nun unsere letzte Frage: Welche fünf Biere sollen die Leute probieren bevor sie sterben?

Das ist eine schwierige Frage.
Toppling Goliath Kentucky Brunch.
Irgend eines der Churchill’s Finest Hour von Lost Abbey. Sie veröffentlichen ein Mal im Jahr ein paar Flaschen für ein Restaurant in San Marcos, und die sind immer phänomenal.
Natürlich D.F.P.F., das sollten die Leute auch probieren.
Cantillon Loerik. Ich hatte das Bier das letzte Mal vor sechs Jahren, und das war einfach unglaublich.
Und ich hoffe irgendwann einmal ein Flasche von “Isabelle Proximus” zu bekommen, die Collaboration zwischen Dogfish, Lost Abbey, Avery, Allagash und Russian River.

Bemühst du dich aktiv um Biere oder bekommst du sie einfach so?

Früher musste ich Biere im Tauschhandel erwerben, und mich um sie bemühen. Unterdessen schicken mir die Leute Biere.

Zu welchem Anteil trinkst du eigene Biere und diejenigen von anderen?

Ich trinke wohl mehr Biere von anderen.

Warum?

Keine Ahnung. Ich mag natürlich meine eigenen Stouts und sauren Biere, und wenn’s darum geht was ich zu meinem “Hausbier” erklären müsste, dann wäre das mein Brown Ale oder Dunkelweizen. Die haben nur zwischen fünf bis sechs Prozent, so dass ich sie einfach geniessen kann. Gleichzeitig aber brauen wir auch hochprozentigere Biere.
Aber, um ehrlich zu sein, mir gefällt es die Biere von anderen zu probieren. Meine eigenen Biere trinke ich die ganze Zeit schon.

Das Interview fand am 25. Februar 2016 in der Brauerei statt.

Leave a Reply

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .