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Schweizer Brauereinamen – oder braucht jede Stadt die eigene Braufabrik und Braugarage?

Wir haben uns schon einmal mit dem Thema «Namen von Brauereien» beschäftigt und auch dort schon festgestellt, dass der richtige Name Gold wert ist, es einige Brauereien gibt, welche (fast) den gleichen Namen haben und Kreativität der Weg zum Erfolg ist. Nun haben wir uns Schweizer Craftbier Brauereinnamen noch etwas genauer angeschaut. Hier unsere Erkenntnisse und Tipps, wie man einen guten Brauereinamen wählt.

Teil 2 der Schweizer Craftbier Umfrage Posts: «Schweizer Brauereien wollen keine Definition von Craftbier«

Das Phänomen, dass Brauereien ähnliche oder gleiche Namen tragen, findet sich nicht nur in der Schweiz. Dabei scheint das Wort “Garage” es den Gründern besonders anzutun. So gibt es hier einige Brauereien mit Fabrik oder Garage im Namen: Eine Brauerei Biergarage gibt es in St.Gallen, eine BrauGarage in Reinach, die BGB Bluemlis Garagen Bräu ist in Finstersee zuhause, die Brauerei Garage B40 AG in Bern, La Voie de Garage in Epagny, Marco’s Garage Brewery in Boussens und die Brauage du Garage à la Plage braut in Schaffhausen.

Ein internationales Phänomen

International gibt es die Garage Brewing in Temecula Kalifornien, die Garage Beer Company in Barcelona und das Garage Project in Neuseeland. Brauereien mit “Fabrik” im Namen gibt es zum Beispiel in Rapperswil und Baden.

Das ist erstaunlich. Der Name einer Brauerei prägt den ersten Eindruck sehr stark. Und heisst eine Brauerei gleich oder ähnlich wie eine andere Brauerei, dann macht es das ungleich schwieriger aufzufallen oder in Erinnerung zu bleiben.

Gründe für den Brauereinamen

Auch die Wissenschaft hat sich mit dem Thema von Brauereinamen beschäftigt: Die Wissenschaftler Mathews und Patton haben versucht, eine Kategorisierung herzustellen, mittels welcher die Häufigkeitsverteilung der einzelnen Gründe für einen Namen ermittelt werden kann. Sie stellten fest, dass viele Brauereien beim eigenen Namen und bei der Benennung ihrer Biere, gleiche oder entsprechende Begriffe verwenden: Flüsse, Hügel oder generell lokale, geographische Namen. Irgendwann haben Matthews und Patton aber ihr Projekt der Kategorisierung aufgegeben, weil es zu viele Überschneidungen gibt (z.B. ein Berg, der aber gleichzeitig nach einer mythischen Person benannt wurde).

Ein Drittel der Schweizer Brauereinamen haben einen lokalen oder regionalen Zusammenhang

Im Rahmen einer eigenen Untersuchung (siehe Ende für weitere Infos) haben wir Schweizer Brauereien die Frage gestellt, worauf ihr Brauereinamen zurückzuführen sei – wobei eine Mehrfachnennung möglich war. Dabei ist folgendes Bild herausgekommen:

Von allen Brauereinamen haben also ein Drittel (32.3%) einen regionalen Zusammenhang – also eine Ortschaft, Region oder Postleitzahl. Bei Brauereien welche sich selbst nicht als Craftbier-Brauerei bezeichnen, sind es sogar 37.7%. Zusätzlich dazu, war eine lokal bedeutende Person bei 2% bei der Namensgebung von Bedeutung.

Es ist zwar nicht zwingend so, aber es ist anzunehmen, dass eine Brauerei eine «mystische Figur» (3%), «Legende» (5%) oder ein «Historisches Ereignis» (3%) nur dann für den eigenen Namen verwendet, wenn sie eine besondere, und möglicherweise lokale, Relevanz hat – womit noch mehr Brauereien auf etwas aus der Region zurückzuführen wäre. Ein weiterer wichtiger Grund für den Namen war eine Person oder Familie welche der Brauerei nahesteht: bei 14.9% der Craftbierbrauereien und bei über einem Viertel (26.3%) der nicht Craftbier-Brauereien. Auch spannend: bei einem Fünftel (21.1%) der nicht Craftbier-Brauereien war ein Tier im Spiel.

Phänomen «Neolocalism»

Es ist nicht überraschend, dass sehr viele Brauerei sich von etwas Regionalem inspirieren lassen. Lokal ist der zweithäufigste Begriff, welcher die Umfrageteilnehmer genannt haben, um Ihre Brauereien zu beschreiben.

Indem sich eine Brauerei mit dem «Lokalen» verbindet, zeigt sie, dass sie von hier ist und strahlt damit Authentizität aus. Das ist sowohl ein Ausdruck von «Neolocalims» wie auch ein Resultat davon. Doch was bedeutet das? Neolocalism wird definiert als die bewusste Nachfrage der Anwohner nach regionalen Überlieferungen, lokalen Bindungen und einer lokalen Identität. Als Phänomen ist Neolocalism als Reaktion auf die Zerstörung von traditionellen Verbindungen zu Gemeinschaft und Familie entstanden und ist  die Suche der Menschen nach Wurzeln. Für Firmen bedeutet dies wiederum, dass sie davon profitieren können ein Gefühl der Zugehörigkeit herzustellen, indem sie auf Eigenschaften des Lokalen zurückgreifen. Lokalen Produkten wird zudem vor Ort eine höhere Qualität zugesprochen. 

Diese lokale Zugehörigkeit ist aber nur so Lange von Bedeutung, wie das Produkt auch in der Region bleibt. Ausserhalb der eigenen Region bedeutet fremder Neolocalism nichts.

Und tatsächlich gibt es Wissenschaftler die meinen, dass gerade diese Verknüpfung mit dem Lokalen für den Erfolg von Craftbier verantwortlich ist. In unserer Umfrage haben wir gefragt, welche Assoziationen der Begriff Craftbier auslöst oder mit welchen Begriffen Craftbier definiert werden soll. Bei beiden Fragen wurde «Lokal» eine grosse Bedeutung zugesprochen.

Lokal ist beim Namen nicht alles oder vielleicht sogar nichts

«Bier ist Heimat» und Heimat ist ein vielversprechendes Identitätsmerkmal für eine Brauerei, welche sie mit dem Namen ausdrücken kann. «Bier ist Heimat» bedeutet auch eine sehr starke Identifikation der Kunden mit dem lokalen Bier. Gibt es aber innerhalb der Region keine kritische Masse an Kunden, welche genügenden Biere kaufen, wird die Brauerei auf Kunden ausserhalb ihrer unmittelbaren geographischen Nähe angewiesen sein. Sobald das Produkt aber transportiert wird, verliert die Wirkung von lokalen Identitätsmerkmalen mit jedem Kilometer an Wirkung.

Stephen Hart, Gründer der Bierfactory Rapperswil, meinte in unserem Interview, dass der Name der Ortschaft keinen unmittelbaren Nutzen habe. Stephen meinte, dass sich die Leute nicht um ihr Bier reissen würden, nur weil es aus der Gegend komme. «Dass es anders schmeckt wiegt schwerer, als dass es von hier ist», sagte er. Und auch Jeff Bagby von der Bagby Brewery in den USA äusserte sich in unserem Interview kritisch und erwähnte, dass ihm davon abgeraten wurde, seine Brauerei nach der Produktionsortschaft zu benennen – die Brauerei werde dadurch austauschbar, weil die eigene, persönliche Identität nicht damit zum Ausdruck gebracht werde.

Und auch Thunbier hat mit Barter einen neuen Brand geschaffen. Da es, so hat uns Bruno Stoller von Thunbier geschrieben, eher hinderlich ist mit einer Ortsbezeichnung im Brand wenn man den Verkaufsradius erweitern möchte. «Wir haben schon in Bern mühe mit der Produktlinie Thunbier. Ein YB Fan kauft sich niemals ein Thunbier!» erklärt Bruno.

Tipps für einen tollen Brauereinamen

Es gibt in der Schweiz nun über 1’000 Brauereien, weltweit noch viel, viel mehr. Wie findet man da den richtigen Namen? Hier ein paar Tipps:

  • Name soll einzigartig sein: Es reicht, die Welt hat genug Biergaragen und -Fabriken.
  • Namen, die sich abkürzen lassen können sind gut: BFM ist viel einfacher als wofür BFM auch immer steht. Und ein Grossteil wird den vollständigen Namen nicht nennen können. Doch BFM fliesst gut von der Zunge.
    Wenn die Abkürzung einfach aufgeschlüsselt werden kann, ist es natürlich besser als wenn sich hinter 3 oder 4 Buchstaben ellenlange Namen verstecken, wie bei BFM oder FMR (also Federation of Malted Republics). ATT funktioniert, weil À Tue-Tête schon kurz und knackig ist.
  • Einfachheit auszusprechen: Eine Person welche den Namen nennt, soll sich dabei wohl fühlen und nicht Angst haben ausgelacht zu werden, weil er die korrekte Aussprache nicht kennt (Tipp bei “Beer by Design” von Pete Brown abgeguckt.)
  • Tonalität: «K» Töne sind sehr beliebt, weil sie etwas Knackiges haben. Die «Melodie» oder «Tonalität» ist sehr entscheidend dafür, wie gerne man einen Namen sagt. Und je lieber man einen Namen sagt, umso öfter wird man diesen sagen.
  • Vor- und Familiennamen aber auch Ortsnamen oder lokale Gegebenheiten nicht plump als solche verwenden wie Martin’s Brauerei oder Seeländer Bräu, aber stattdessen kreativ verarbeiten wie z.B. Dr. Brauwolf, Bear’n’Stein oder 7Peaks
  • Sprache: In der Schweiz ist die Mehrsprachigkeit eine zusätzliche Herausforderung, welche eine Grosszahl von Brauereien mit einem englischen Namen lösen – man denke da an WhiteFrontier, Magic Hop oder Kitchenbrew. Doch wenn der Name ein Teil der Identität ist und diese Identität vermittelt, was bedeutet es, wenn der Name nicht in einer Landessprache ist? Doch woran soll man die Besonderheit einer Brauerei erkennen, wenn sie irgendwo auf der Welt arbeiten könnte?
    Es gibt ausreichend einfach aussprechbare und einfach merkbare Deutsche, Französische, Italienisch und Rätoromanische Namen (wie z.B. Chien Bleu, NordSud, la Nébuleuse) und ein solcher widerspiegelt die Identität viel stärker.

Zur Schweizer Craftbier Umfrage
Im Rahmen eines MAS (Master of Advanced Studies) hat Christian eine Arbeit zum Thema «Identität» und «Craftbier» geschrieben. Über mehrere Blogposts werden wir einen Aspekt der Umfrage beleuchten und diskutieren.
An der Umfrage haben 200 Schweizer und eine Brauerei aus dem Fürstentum Lichtenstein teilgenommen. Die Brauereien konnten angeben, ob sie sich als Craftbier-Brauerei fühlen und auch als solche bezeichnen. 121 fühlen und bezeichnen sich als Craftbier-Brauereien, 61 fühlen sich als Craftbier-Brauereien, bezeichnen sich aber nicht so und 19 Brauereien fühlen sich nicht als Craftbier-Brauereien.
Speziellen dank an Philippe Bov Corbat, der uns seine Adressliste zur Verfügung gestellt hat.

One comment
  1. Kaspar www.shrinkbrew.ch

    Mir gefallen namen die visionen bzw inhalte/ werte beinhalten (monkish, northern monk, lost abbey) und/oder kreative wortspiele mit dem brauer beinhalten (bruery). Eine kurze google suche kann auch nicht schaden um zu schauen obs das schon gibt. Mit anschliessender domain reservation. Eine kurze klare internetadresse ist für einen webshop dann schon wichtig. http://Www.garage_niederbottige-west_biertraumli.ch ist da wenig hilfreich.

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